Im Herzen der Atacama lassen wir uns noch einmal Zeit für die Wüste, die hier mit besonderer Schönheit und eindrücklichen Momenten aufwartet.
Wir finden den Platz einfach nicht wieder. Von einer niedrigen Mauer umgeben war er, voller umherfliegendem Sand, aber auf jeden Fall mit freien WLAN, ergänzt Jeanette. Vielleicht ist der Platz heute umgebaut oder unsere Erinnerung haut uns übers Ohr. Nach elf Jahren wandern wir wieder durch San Pedro de Atacama, der chilenischen Wüstenstadt kurz vor Bolivien und suchen diesen Platz. Vergeblich… Die Haupt-Sandstraße mit ihren Dutzenden Reiseagenturen und Kneipen und voller meist junger Reisender kommt uns aber gleich bekannt vor. Dort haben wir 2013 in einer Hauruck-Aktion unsere Allrad-Wüstentour nach Uyuni in Boliven gebucht und waren keine zwölf Stunden nach der Ankunft wieder weg. Diesmal wird das anders: Wir finden etliche interessante Touren rund um den Ort und fahren nicht nach Bolivien. Wir hatten schon überlegt, wieder zum riesigen Salzsee zu fahren, aber die Höhen von 4.500 Metern und mehr, gehen nicht mehr so spurlos an uns vorüber wie damals. Und außerdem haben wir genau die Strecke ja schon mal erlebt. Dann suchen wir uns lieber neue Gegenden zum Staunen.
Viel altersgerechter sind wir allerdings diesmal auch nicht unterwegs: Von Antofagasta am Pazifik (0 Meter Höhe!) fahren wir im Camper gleich mal auf 3.500 Meter hoch und wandern staunend im Regenbogental herum, das seinen Namen vermutlich von den bizarren, in fast allen möglichen Farben schillernden Gesteinsformationen bekommen hat. Irgendwelche Pflanzen oder gar Bäume behindern die Sicht jedenfalls nicht. Im Gegensatz zu anderen, richtig trostlosen Ecken der Atacama, die wir schon durchfahren haben, reißt die spektakuläre Landschaft alles raus. Die Luft hier oben wird ganz schön knapp, dafür ist die Begeisterung für die Landschaft um so üppiger. Vor den farbigen Bergen ragen von Wind und Wetter zernagte Formationen aus fester, dunkelroter Erde neben uns auf. Vermutlich gab es hier früher mehr Regen. Durch Wasser sind auch die Canyons entstanden, in die wir bis zu ihrem Ende klettern. Dort steht man am Grund einer Art Röhre, die das von weit oben einfallende Sonnenlicht in orange Töne taucht.
Als es langsam dämmert parken wir das Auto hinter einer der ausgespülten Wände, um die erste Nacht gleich dort zu verbringen. Der Sonnenuntergang, der die Landschaft in warme Farben taucht, bringt aber auch einen kühl durchs Tal pfeifenden Wind mit. Als wir das Einlasspersonal wegfahren sehen, suchen wir uns am Eingang zum Tal einen geschützten Platz und verbringen die Nacht unter einem wirklich unglaublichen Sternenhimmel. In der klaren Bergluft ohne auch nur ein einziges störendes Licht, leuchten weit mehr Sterne, als wir je gesehen haben. (sogar mehr als beim Observatorium) Am Morgen strahlt das Tal in ganz anderen Farben. Das zu genießen, fällt uns da etwas schwer – die schnell erreichte Höhe fordert mit deutlichen Kopfschmerzen und leichter Atemnot nun doch ihren Tribut. Wir lassen gleich mal das Frühstück ausfallen und fahren die letzten 50 Kilometer wieder Hunderte Höhenmeter hinunter und rein ins Gewusel von der Stadt San Pedro.
Die Frage nach dem besten Zeltplatz ist schnell beantwortet: der eine. Sechs haben wir versucht, davon waren drei zu und zwei nicht für Autos. Der, auf dem wir stehen, ist zwar teuer – wie fast alles in der Touri-Hochburg -, hat aber vier Vorteile: in der Wüste seltenen Schatten, ganztägig warme Duschen, kaltes Schwimmbecken und gutes WLAN. Die nächste Aufgabe ist auch erstaunlich schnell erledigt: Bei drei der vielleicht 40 Touranbieter auf der Hauptstraße erkundigen wir uns nach der Fahrt zu den Geysiren. Alle bieten im Prinzip das gleiche Paket an. Aber Gloria gewährt uns einen Preisnachlass von zehn Euro. Den übernächsten Morgen um 5 Uhr werden wir abgeholt. Mit dem schwachbrüstigen Camper und seinen abgefahrenen Reifen mag ich die steil ansteigende Buckelpiste nachts nicht fahren – die Geysire sind zum Sonnenaufgang am aktivsten.
Dann brauchen wir Gloria gleich nochmal. Unsere Idee, am nächsten Tag im Camper zum Mondtal zu fahren, lässt uns schier verzweifeln. Die Tickets müssen vorab online gekauft werden. Was Otto Normaltourist bei der gebuchten Tour nicht interessiert, lässt ausländischen Individualreisenden die Haare grau werden. Bei der Onlinebuchung werden nur chilenische Kreditkarten akzeptiert. Aber die Agenturfrau Gloria hilft uns aus der Patsche und bucht das Ticket gegen Bargeld über ihre Agentur. Uff. Am nächsten Morgen kommt von ihr der QR-Code aufs Handy. Am heißen Nachmittag fahren wir los, weil das Tal nur bis 17 Uhr auf ist. Völlig erstaunt stehen wir ganz allein auf dem Parkplatz zur Ein-Stunden-Tour um die größte Düne. Sind wir wirklich ins richtige Tal abgebogen? Das nahe des Ortes gelegene Mondtal gilt doch als Muss bei Besuchern San Pedros. Da sollte es doch knackevoll sein. Das Gefühl einsam auf dem Mond zu sein stellt sich bei uns schon mal ein.
So gehören uns nun alle Highlights des Tals, von Salzgrotte über bizarre, windgeformte Heiligenfiguren und diverse Aussichtspunkte auf die spektakuläre Landschaft. Nur den Mond sehen wir nicht, der geht ja erst weit nach der Schließzeit auf. Ob man vom Tal aus den Mond wirklich sieht? Oder hat das Tal seinen Namen vom der Vorstellung, wie es auf dem Mond aussieht? Keine Ahnung. Als wir zurück fahren, um rechtzeitig aus dem Tal zu kommen, trauen wir unseren Augen nicht: Auf den zuvor leeren Parkplätzen drängen sich Dutzende Kleinbusse mit den Schildern diverser Agenturen dran. Die Schließzeit, auf die uns die resolute Einlassfrau hingewiesen hat, gilt offenbar nicht für alle. Weil im Preis fürs Mondtal auch der Sonnenuntergang vom Aussichtspunkt direkt überm Tal enthalten ist, fahren die offiziellen Busse wohl erst später los.
Wir nehmen den Sonnenuntergang von oben natürlich auch mit, haben aber noch Zeit für eine erfrischendes Bad im Pool. Die gezackten, gerundeten, sandigen und bizarr ausgewaschenen Formationen im Tal lässt die sinkende Sonne kurz rot erglühen. Als das Mondtal schon dunkel wird, fangen die schneebedeckten 5.000er auch noch an zu glühen – der Wahnsinn. Das sich ins Rot, dann ins Blau wandelnde Licht können wir sogar schon wieder einsam genießen. Während die Reiseleiter ihre Schäfchen schnell und eindringlich zu den Agenturbussen rufen, können die paar Individualisten so lange bleiben, bis uns die Ranger mit deutlichen Worten auffordern, die langsam dunkel werdende Klippe zu verlassen. Das tun wir dann auch.
Wir haben ja noch eine Verabredung. Ursula und Richard, die beiden in ihrem eigenen Allradsprinter seit zwei Jahren durch Südamerika Reisenden aus Frankfurt/Main, die wir in Südchile kennengelernt haben, sind gerade in San Pedro angekommen. Es ist schon das dritte Mal auf unserer Tour, dass wir uns unterwegs mit ihnen treffen. Solche Begegnungen machen auch einen guten Teil des schönen Reisegefühls aus, vor allem wenn es auf Gegenseitigkeit beruht. Bei kühlen Getränken berichten wir uns von den vergangenen Abenteuern und Eindrücken und wollen versuchen, uns in Peru wiederzusehen, wenn wir dann ohne den Campervan uns mit öffentlichen Bussen die schönen und spannenden Gegenden des nächsten Landes erobern.
Den Abend beenden wir recht zeitig, klingelt doch früh um 4 der Wecker für die Tour zu den höchsten Geysieren der Welt. Was uns da erwartet und was wir rund um San Pedro noch erleben, erfahrt ihr in Kürze im nächsten Beitrag.
3 Kommentare
So tolle Bilder! Ich bin gespannt auf eure nächsten Abenteuer.
Genießt die Weiterreise und lasst es euch gut gehen!
Hallo Ihr zwei Wüstentourer, die Tour zu den Geysiren ist bestimmt traumhaft nur ist man eben nicht allein am Morgen. Macht nichts, solltet ihr den Ausflug zu den Moais noch nicht auf dem Plan haben, so überlegt es euch, wir waren zwei mal dort oben. Die stehen direkt an der Straße zum Paso de Jama.
Jaja, Erinnerungen werden wach. Aber nach 30 Jahren kann ich keine Tipps mehr geben. Ich weiß noch dass es interessant war…viel Spaß noch und liebe Grüße