Im mexikanischen Pazifik-Küstenort Puerto Escondido leben wir eine merkwürdige Mischung aus ungewohntem Urlaub und einer noch ungewohnten neuen Sprache.
Die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Schon wieder. In den drei Wochen, die wir jetzt in Puerto Escondido am Pazifik sind, haben wir nur zwei wolkige Tage erlebt. Sonst nur Sonne. Ein Urlaubsparadies mit acht Stränden. Die haben wir alle schon besucht, zwei davon sind unsere Lieblingsstrände geworden. Nahezu jeden Nachmittag liegen wir in einer der Buchten im heißen Sand, lassen uns von den warmen Wellen herumwirbeln oder staunen schnorchelnd über die vielen bunten Fische selbst zwischen den Badenden. Und es fühlt sich gut an, weil erfrischend bei 33 bis 35 Grad. Und fast jeden Abend erleben wir einen Sonnenuntergang.
Das ist doch Urlaub pur, vor allem wenn man das irreal wirkende Winterwetter in Deutschland bedenkt. Dabei ist es weder unsere Art, mehr als zwei oder drei Urlaubstage am Strand zu verbringen, noch sind wir bei sonstigen Reisen länger als zwei oder drei Tage an einem Ort. Dass wir das hier freiwillig ganz anders machen, hat einen triftigen Grund: die Sprachschule Oasis. Wir wollen ja bis Ende Juni in Gegenden unterwegs sein, in denen Spanisch gesprochen wird. Und wir sind – trotz VHS-Unterricht – kaum in der Lage, etwas spanisches über die Lippen zu kriegen. Daher hatten wir ziemlich bald die Idee, gleich mal mit Spanisch-Unterricht anzufangen. Die Wahl fiel halt auf Puerto. Beeinflusst haben die Entscheidung auch Katrin und Damaris mit ihrer Schwärmerei von dem Ort hier.
Seit 14. Januar sind wir nun wieder zu Schülern avanciert, lauschen andächtig unseren Lehrern Alberto und Linette, die geduldig versuchen, uns viele Vokabeln und die erst einmal kompliziert wirkende Grammatik nahe zu bringen. Die beiden unterrichten uns jeden Morgen ab 9 jeweils eineinhalb Stunden lang … und nur uns beide – also keine Chance, sich hinter Mitschülern zu verstecken. Entsprechend qualmen uns um 12 Uhr die Köpfe. Die Schule liegt im Viertel Rinconada, auf der anderen Seite des eigentlichen Touristenzentrums am vor allem bei Surfern berühmten Zicatela-Strand. Und das ist gut so. Nahe der Schule gibt es eine kleine Meile mit Restaurants, Cafes, Läden, Bäckereien und Reiseagenturen. Die ist nicht überlaufen und reicht uns völlig aus. Heute Abend, auf dem Weg zurück vom Schnorchelstrand, haben wir uns in einer Taco-Bar noch ein Bier gegönnt, ein paar der anderen Spanisch-Lernenden getroffen und sind „nach Hause“ gelaufen, zum Haus unserer Gastmutter Angie … und zu unseren Hausaufgaben ;-(. Von hier sind es morgens nur sieben Minuten Fußweg bis zur Schule. Ideal.
Ideal ist auch, dass man hier am Ort und in der Nähe neben dem Baden noch etliches mehr unternehmen kann: Die „Liberacion de tortugas“ ist eins der Highlights. Die Befreiung der Schildkröten startet in einer Station am Strand, in der die jede Nacht am langen Strand vor Dieben gesammelten Eier im Sand ausgebrütet werden (hier hält sich das Gerücht hartnäckig, das Schidkröteneier aphrodisierend und gegen Husten wirken). Gegen eine Eintritts-Spende für die Freiwilligen bekommt jeder eine Schale mit einer winzigen, gerade auf die Welt gekommenen Schildkröte darin, die er ein paar Meter vor die Wasserkante bringt und das Tierchen loslaufen lässt. Ob von denen, die in der Dämmerung nicht von Möwen gepackt oder von hungrigen Fischen oder Krabben gefangen werden, welche überleben und nach Jahren wieder an den Strand zurück kommen, ist fraglich: eine von 1000 erreicht statistisch das fortpflanzungsfähige Alter. Aber jeder, der hier ein Tierchen freilässt, hofft das inständig. Übrigens legen sieben der acht noch existierenden Arten von Meeresschildkröten an Mexikos Stränden ihre Eier ab.
Ganz anders spektakulär ist ein nächtlicher Ausflug nach Manialtepec. Das ist eine zwölf Kilometer lange Lagune, in der sich Süß- und Meerwasser mischen und wo ein Bad nach Sonnenuntergang eine Überraschung bereithält, die mit dem schönen Wort Biolumineszenz beschrieben wird. Schwimmer, die vom Boot ins dunkle Wasser gleiten, umgibt plötzlich ein milchig heller Schein. Mikroben werden durch die Bewegung zum Leuchten angeregt. Auch wenn das verständlich ist, ist der Effekt dennoch märchenhaft: man fühlt sich im schwachen Schein wie Glühen um den ganzen Körper herum wie ein Wesen, dass nicht von hier stammen kann. Aber dann müssen wir wieder ins Boot und zurück an Land. Dort wartet schon das Auto, das uns zurück nach Puerto Escondido bringt.
Und wieder endet ein Tag am Meer.
2 Kommentare
Oh, grandes fotos. Deseo mucho exito aprendiendo Espanol.
(oder so ähnlich)
Ist es nicht einfach nur ein fantastischer Fleck Erde… Ich käme euch sooo gern besuchen!!!