Besuch der Tempelanlage Monte Alban, wo nahe Oaxaca die „Menschen der Wolken“ auf einem Bergplateau gelebt haben und wir den Massen entgehen.
Ein Fiepen schreckt uns aus dem Schlaf. Der Wecker schrillt früh. Aber genau das wollen wir: zeitig aufstehen und gleich loslaufen zu einem kleinen Busbahnhof. Von dort lassen wir uns auf einen hohen Berg fahren. Viele Menschenhände haben dort vor mehr als 2500 Jahren die Bergkuppe weggeschaufelt und ein Plateau geschaffen, auf dem die Reste riesiger Bauten stehen: Monte Alban. Die bisher ausgegrabenen mehr als 20 Pyramiden und Häuser gelten als die größte und schönste aller Städte der Zapoteken, der „Menschen der Wolken“. Und was schön ist, lockt natürlich besonders viele Leute an. Das Plateau zählt zu den meistbesuchten der sehr sehr vielen archäologischen Stätten in ganz Mexiko. Entsprechend ist der Besucherandrang.
Unser Kleinbus rollt kurz vor Öffnung um 9 Uhr auf den riesigen, gähnend leeren Parkplatz. Wir steigen mit nur noch einer anderen Passagierin aus, gähnen kurz und machen uns auf zur Besichtigungstour: Dank Reiseführer in der Hand ist Jeanette eine richtig gute Reiseführerin und lotst uns gleich mal rauf auf den Edeficio E des Complejo VG der Platforma Norte. Ist doch logisch, oder? Genau dort haben wir nämlich von einer Steinpyramide eine herrliche Aussicht auf die restliche Anlage. Aber nicht nur das: es ist auch ein toller Frühstücksplatz. Gestört werden wir bei Brötchen, Käse und Mangos nur von Steine schaufelnden Ausgräbern nebenan und zwei Männern mit jaulenden Motorsensen auf dem unter uns liegenden „Patio hundido“, dem versunkenen Hof. Nicht mehr als zehn Besucher verlaufen sich zu der frühen Stunde auf dem riesigen Areal.
Auch wenn an den Hängen des Berges zur Blütezeit der Zapotekenherrschaft zwischen 250 und 750 n.C. etwa 30.000 Menschen lebten, hinterlässt die leere Anlage einen besonders tiefen Eindruck: So wirkt sie noch gigantischer und die riesigen Bauten noch unwirklicher. Jedenfalls sind wir froh, den unter anderem von Matthias erteilten Ratschlag beherzigt zu haben, so früh wir möglich hierher zu fahren. Nach dem Frühstück haben wir noch zweieinhalb Stunden Zeit, uns jeden Bau genau anzusehen. Beeindruckt hat uns zwischen den hohen Bauten vor allem eine tiefer liegende Fläche mit schrägen Mauern. Dort unten fanden die Ballspiele der Zapoteken statt. An den Schrägen prallte der mit Ellenbogen, Hüfte oder Knie gespielte Gummiball zurück aufs Spielfeld. Das Besondere hier: Es gibt keinen Steinring wie sonst im uralten Mexiko üblich, durch den der Ball hindurch gespielt werden musste. Statt dessen ist in der Mitte der Doppel-T-förmigen Fläche ein runder Stein eingelassen, der wohl als Tor diente. In Monte Alban gab es fünf solcher Plätze, woran die Ausgräber die große Bedeutung der Stadt festgemacht haben. Noch einen Unterschied soll es zu anderen Ballplätzen im Land geben: die Verlierer des rein religiösen Spiels wurden nicht geopfert.
Es lohnt sich, an den alten Steinbauten genau hinzusehen, weil es viel zu entdecken gibt: gar nicht zufällige Löcher in Treppen für die Sternbeobachtung, Ritzzeichnngen an Mauern oder Zierelemente, die wir bereits in Teotihuakan gesehen haben (es gab regen Austausch zwischen den beiden Städten). Dann sind da noch die Steintafeln mit Abbildungen verrenkter nackter Männer, teils mit Buckeln, Ohrpflöcken oder kleinen Wesen mit Tirolerhut im Bauch, teils mit abgeschnittenen Genitalien. Wir sind bei den berühmten „Danzantes“ gelandet, den Tänzern. Was sie wirklich tanzten oder etwas anderes bedeuten, weiß allerdings niemand. Vielleicht haben frühe Künstler hier auch in die Steine geritzte Menschenopfer verewigt?
Wir haben uns schon etwas über den ohne Knoten in der Zunge auszusprechenden Namen der Anlage gewundert. Aber Monte Alban ist nicht der antike Name, denn den kennt bisher niemand. „Weißer Berg“ wird er genannt, weil um das Plateau herum unheimlich viele, weiß blühende Prunkwindenbäume wachsen. Auf dem Weg zurück zum Parkplatz strömen uns gegen Mittag die dort üblichen Massen von Leuten entgegen. Zwischen den Dutzenden weißen Kleinbussen ist es gar nicht so einfach, unseren zu finden. Begeistert von den uralten Bauten und erleichtert über unser zeitiges Erscheinen lassen wir uns zurück nach Oaxaca fahren, zur nächsten Erkundungstour.
5 Kommentare
Enorm interessant – wie wäre die Geschichte des Abendlandes verlaufen, wenn die Griechen Gummi für Bälle gehabt hätten?
Anders. Heute haben wir erfahren, was das Spiel so rituell gemacht hat: Der Gummiball war die Sonne und die Spieler ahmten durch das Hin- und Herstoßen ihren Verlauf am Himmel nach: Aufgang – hoher Bogen – Untergang. Ja. Und was hätten die Griechen daraus gemacht? Na? Ähm … keine Ahnung 😉
Nu, is doch klar. Nachdem die Heliarden den Sonnenwagen versenkt hatten, war sich Zeus klar, daß man neben DD nicht die ganze Welt im Dunkeln lassen kann. 2 neue Gotteskinder [die Heliarden Ping und Pong] zeugen – das war für die Griechen noch nie ein Problem. Aber jetzt kommt der entscheidende Punkt : Hätte Zeus vom Gummi gewusst, hätte er zum Einen so manche üble Kreatur zu verhüten gewusst und ausserdem den Ball Ping und Pong zugeworfen, damit die den in der Luft halten, Damit selbst DD nicht im Dunkeln sitzt. Weil Ping und Pong sich redlich bemühten, so langsam Hüften, Brust und PO von den vielen Aufschlägen blau wurden, ersann Zeuss den Tennisschäger, um die Beiden zu schonen.
Die Folgen? NIE wäre irgend ein Boris, ein Borg oder gar ein aussereuropäischer Kanidat in der Weltrangliste hoch gekommen – die ersten 10 Plätze: Alles Griechen!
Ähm. Ja. Naja. Äh … GENAU!
Aus dieser wilden Theorie bin ich raus… Aber ich freu mich sehr, über diese wundervollen Bilder dem dunklen Dresden etwas entfliehen und ein wenig mit euch mitreisen zu können. Habt Spaß!