Fast immer lächelnd, offen und sehr freundlich sind die Mexikaner – unsere vielen Begegnungen mit den Einheimischen.

Er fragt sofort drauflos. Wie aus der Pistole geschossen prasseln die Worte auf uns ein. Erst als er merkt, dass wir ihn etwas hilflos ansehen, kriegt der junge Taxifahrer in Oaxaca mit, dass wir kaum Spanisch verstehen, vor allem nicht so schnelles. Das tut weder seiner Neugier noch seinem Redefluss einen Abbruch, er spricht nur langsamer und baut die paar englischen Wörter ein, die er kennt.

Dieser Taxista hat uns gleich heran gewunken, als wir aus dem Busbahnhof der Großstadt kamen. Eigentlich stand sein alter gelber Nissan in der zweiten Reihe, aber er winkte als einziger. Eine Mexikanerin, die auf seine offen Tür zusteuerte schickte er in die erste Reihe. Zumindest hatte seine Freundlichkeit nicht den befürchteten finanziell lukrativen Hintergrund von wegen Ausländer. Wir hatten im Busbahnhof nach dem Taxipreis bis ins Zentrum gefragt, und den nannte er uns auch. Der Mann wollte sich offenbar gern mit Fremden unterhalten. Das haben wir in den gut zwei Wochen bisher oft erlebt, dass wir direkt angesprochen werden: Wo kommt ihr her? Wie gefällt es euch in Mexiko? Wo wollt ihr als nächstes hin? …

Anfangs kam uns das quasi Spanisch 😉 vor, aber bisher kamen die Fragen immer aus schierem Interesse oder aus Freundlichkeit. Manchmal wechselten die Mexikaner ins Englische, wenn wir von „hablamos poco español geredet haben, von unserem wenigen Spanisch. Drei Mal wurden wir sogar auf Deutsch angesprochen: Ein Mann konnte unsere Sprache noch aus seiner Zeit als Hotelier, ein anderer lebt schon seit Jahren in Norddeutschland und ist gerade auf Urlaub hier. Und eine junge Touristin aus Kolumbien hat uns am Essensstand in Markt von Oaxaca gefragt, was wir ihr empfehlen können. Sie ist in Berlin verheiratet und reist gerade mit ihrer Mutter durch Mexiko.

Immer lächelnd…

In den Städten ist die Orientierung immer wieder spannend. Und wenn man mal nicht weiter weiß, ist das auch kein Problem. Wann immer wir nach dem Weg oder Orten gefragt haben, ist uns geholfen worden. Mexikaner, die unser nicht-genau-Verstehen merken, haben andere gefragt, ob sie uns auf Englisch weiterhelfen können. Manchmal haben die Leute uns gewunken, ihnen einfach zu folgen und haben uns z.B. am Rand des Zentrums von Mexiko Stadt zum gut versteckten Eingang der Metro gebracht, zwischen Verkaufsständen auf einer Betoninsel, umringt von zwei Straßen. Das Vorurteil, dass die Einheimischen lieber den falschen Weg als gar keinen beschreiben, wenn sie ihn nicht wissen, können wir bisher nicht bestätigen.

Unsicher haben wir uns bisher nie gefühlt (auch beim Diebstahl nicht, weil der so unerwartet von Hinten kam), vielleicht hatten wir einfach Glück. Von unserem Gefühl her sind die Mexikaner ehrlich-freundlich, hilfsbereit und offen. So haben wir auf den Straßen und Plätzen viel mehr sich küssende Paare gesehen als bei uns, oft auch schwule Männer händchenhaltend. Mit Transvestiten scheint – zumindest in den großen Städten – auch niemand ein Problem zu haben.

Das Gespräch mit dem Taxifahrer dreht sich darum, woher wir gerade kommen (aus der Stadt Puebla), wie wir Puebla fanden und was wir von seiner Heimatstadt halten. Dann fragt er nach der Familie und erzählt von seiner – soweit wir das mitkriegen hat er einen kleinen Sohn. Dann sind wir an unserem vorgebuchten Hostel, er hilft uns, die Rucksäcke rein zu tragen, verabschiedet sich wie von alten Bekannten und braust davon. In dem Moment kommt die Mitarbeiterin des Hostels durch die Tür, fragt „Jens?“ und winkt uns auf Englisch plappernd und freudestrahlend rein. So fühlt sich Ankommen in einer fremden Stadt gut an.

An einem Tisch sitzen drei Männer mit dem gleichen Outfit, natürlich lächelnd. Vor sich haben sie Stapel von Papieren. Offenbar sind wir in ein Wahllokal geraten – in Puerto Escondido wird gerade ein neuer Bürgermeister bestimmt. Aber auf den Tafeln hinter dem Tisch werden keine Kandidaten aufgelistet, sondern Getränke und Speisen. In das Haus sind wir auf der Suche nach einem Bier am Strand geraten. Das vermeintliche Wahllokal ist eine Bar. Bei zwei Männern kann man seine Bestellung aufgeben, die auf die Papiere geschrieben werden. Beim dritten wird das Geld abgegeben. Dann geht man zur Bar eine paar Meter neben dem Tisch und gibt einem anderen Mann den Bestellzettel. Der ruft die Wünsche drei Frauen zu, die entweder Bier oder Essen auf den Tresen stellen. In Mexiko hat uns immer wieder überrascht, wie viele Menschen mit jeweils spezifischen Aufgaben betraut sind. Die andere Seite dieses Systems ist, das diese Menschen recht wenig verdienen, weil der Kuchen in viele kleine Stücke aufgeteilt werden muss.

 

Ein Empanadastand im Markt von Puerto Escondido.

In einem Bäckerladen holen sich die Kunden die Waren mit Zangen selbst aus den Regalen und legen sie auf große Blechtabletts. Am Verkaufstresen packt eine Frau die Sachen in Tüten und eine zweite Tippt die Preise in eine Kasse. Mit dem Kassenzettel geht man dann an einen Schalter und bezahlt. Oder eine kleine Tacobar in Puerto Escondido – mit extrem leckeren Fischtacos und vielleicht acht Tischen. Dort nimmt ein Kellner die Bestellung auf, vier Leute bereiten die Sachen in einer vielleicht zwei mal drei Meter kleinen Küche frisch zu und ein anderer Kellner bringt die Teller zu den Tischen. Im Gegensatz zu Deutschland herrscht hierzulande kein bisschen Mangel an Personal und jeglicher Art von Service … auch wenn man es nicht immer eilig haben darf. Jetzt sehe ich auch die vielen Polizisten, die nach dem Diebstahl meiner Geldbörse stundenlang Zettel ausgefüllt haben, in einem anderen Licht: Irgendwie muss ja hier jeder auch was zu tun haben, was ja kein schlechter Ansatz ist. Allerdings beschleunigt das die Erledigung von Ansinnen oder Aufgaben nicht unbedingt. Aber wie heißt e so schön beruhigend in heißen Ländern: manaña, manaña – morgen ist auch noch ein Tag. Und an dem treffen wir ganz sicher wieder nette, spannende und offene Menschen.

3 Kommentare

  1. Hallo ihr Weltenbummler, es ist immer wieder schön von euch zu lesen und die Bilder zu bestaunen. Danke! Und jetzt fleißig die Schulbank drücken! LG K

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