Wir werden auf den Plätzen 21 und 22 sitzen. Die mit der besten Sicht weit vorne sind schon weg. Auch wenn die Welt im Internet klein geworden ist, bleibt es ein exotisches Gefühl, zu Hause in Dresden zu sitzen und Tickets für den Bus von Ushuaia nach Punta Arenas für Mitte Januar zu kaufen. Da müssen wir von der südlichsten Stadt der Welt im argentinischen Feuerland nach Südpatagonien in Chile fahren, um am nächsten Tag den Miet-Camper zu übernehmen. Da der Bus nur zweimal pro Woche die elf Stunden lange Reise unternimmt, haben wir aus der Ferne schon mal fix gebucht.
Gut neun Wochen vor dem Abflug nach Südamerika laufen unsere Vorbereitungen auf Hochtouren. Fast jeden Tag taucht ein neuer Gedanke auf, was bis 11. Januar noch zu tun, zu planen, zu bedenken, zu kaufen, abzuschließen oder einzurichten ist. Die vorige Reise ist nach fast fünf Jahren doch zu lange her, um noch alle Vorbereitungen aus dem Ärmel zu schütteln. So verbringen wir die Herbsttage in Dresden in Gedanken schon immer mehr unterwegs. Irgendwie läuft alles auf den 11.1.2024 hin: Meine Arbeitstage zählen sich immer schneller bis zur Freistellung runter, Jeanette hat ja schon frei und ist, wenn sie nicht fleißig Spanisch büffelt, beim Umsortieren der Wohnungseinrichtung oder Aussortieren alter Sachen, damit wir unser Heim zur Abfahrt an Annes Familie aus Kolumbien übergeben können, die hier für eine Weile Station machen. Und das Aufräumen dauert gefühlt ewig – in den 16 Jahren, die wir hier wohnen, hat sich ganz schön was angesammelt. Und zwischendurch beruft immer wieder einer von uns den Familienrat ein, weil ein Gedanken aufkommt, was noch zu erledigen und zu entscheiden ist … Wir versuchen halt, möglichst gut auf die dritte große Reise vorbereitet zu sein, um die Wochen entlang der südamerikanischen Westküste von Mitte Januar bis Mitte Juni entspannt zu genießen. Unerwartete und abenteuerliche Überraschungen kommen ja unterwegs sowieso auf uns zu. So gut es geht, wollen wir vermeidbare Probleme schon hier lösen.
Nur ein kleiner Einblick, wie die Reiseaktien stehen: Die neuen Wanderschuhe sind in der Sächsischen Schweiz eingelaufen, die Flugtickets liegen seit Wochen bereit, die Pässe sind aktuell, das Geld ist aus leidigen Erfahrungen damals in Mexico City auf mehrere Konten verteilt, die Regenjacken haben sich schon im Herbstwetter bewährt, der Reiseblog ist umgebaut, die selbst gestalteten Postkarten mit der Blogadresse bereit, die für uns beste Auslandskrankenversicherung kennen wir jetzt und müssen nur noch zahlen, ausreichend aktuelle Reiseführer sind geborgt, Jeanette sucht nach rechts und links der vermutlichen Route gelegene und interessante Highlights heraus, zwei von drei Impfungen sind schon verabreicht, die Schlafsäcke sind gereinigt, die neuen Objektive sind getestet und für gut befunden, genug Speicherkarten liegen bereit, die Termine zum Haareschneiden stehen, der Laptop hat einen neuen Akku, die Suche nach dem passenden Handy mit eSIM-Funktion für Datentarife in Argentinien, Chile, Peru, Bolivien und Kolumbien läuft auf Hochtouren.
Im Gegensatz zu anderen Reisenden, die wir kennen, übertreiben wir es nicht mit endgültiger Planung – die grobe Richtung steht, aber es gibt unterwegs immer genug Spielraum, mal hier oder dort abzubiegen oder die Richtung kurz zu ändern statt das wir unbedingt von einem zum nächsten bereits gebuchten Event hetzen müssen. Trotzdem ist es viel, dass uns derzeit reisevorbereitend durch den Kopf geht. Aber wir genießen diese, auf ihre eigene Art intensive Zeit, steigert sie doch auch unsere Vorfreude auf die große Reise.
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