In der Hauptstadt von Chiapas ist uns persönlich etwas ganz Neues begegnet. Viel angenehmer war dagegen ein Stück Natur, das im Wappen des mexikanischen Bundesstaates verewigt ist.
Anlächeln, zunicken oder freundlich Grüßen, so haben wir die Mexikaner in den Städten erlebt, in denen wir bisher waren. In einer Stadt, die in einigem Dresden ähnelt, war das dagegen ganz anders. Ich bin – vielleicht wegen meines Grauschopfes – von den Menschen in Tuxtla richtig angestarrt worden. Mal mag das ja angehen, aber so offen und so oft muss es wirklich nicht sein. Am zweiten Tag wurde es schon unangenehm, zumal so gut wie keiner zurück gelächelt hat. Auf mein „¡Buenos dias!“ kam meist auch kein „Guten Tag!“ zurück. Einige der Leute haben sogar laut gekichert, aber auf eine herablassende Art. Ich kam mir hier wie ein ulkiger Exot vor – eigentlich sollte für uns ja alles in Mexiko exotisch sein. So kann sich das Empfinden auf einer Reise schnell mal ändern.
Was ist in Tuxtla nur so anders als an Mexiko Stadt, Oaxaca oder Puerto Escondido? Eine Touristenhochburg ist die Hauptstadt des Bundesstaates Chiapas wahrlich nicht. Uns sind in den Straßen kaum welche begegnet. Für uns gab es auch nur einen Grund, hier Station zu machen: der Sumidero-Canyon. Den hätten wir auch vom Touristenort San Cristobal aus erreichen können, aber wir wollen auch Tuxtla ansehen, was auf dem Weg dahin liegt. Mit dem Anstarren hatten wir aber nicht gerechnet. Wir haben dann nach Gründen gesucht, warum das so war. Ausländer kennen die doch sicherlich. Vielleicht ist die 550.000-Einwohner-Landeshauptstadt, die wie Dresden in einem Talkessel liegt, doch sehr konservativ, was Dresden in gewisser Weise ja auch ist, was Neues und Ungewohntes betrifft. Das ist aber nur eine Vermutung. Sei es drum, wir sind trotzdem durch die Straßen gelaufen, haben uns das Treiben angesehen und das Kichern ignoriert.
Eine Stelle gab es aber doch, wo kaum jemand nach uns gesehen hat: der Parque de Marimba. Auf dem Platz gab es am Wochenende eine ganz besondere Vorstellung zu bestaunen. Auf einem erhöhten Rondell in der Mitte des Parks haben zwölf Musiker live aufgespielt, und vier von ihnen auf Marimbas. Das ist die mittelamerikanische Variante des Xylophons, allerdings mit großen Holzklangstäben. Und um das Rondell haben Alt und Jung Salsa und Rumba getanzt. Vor allem die Frauen hatten sich mit Kleider und Schmuck so in Schale geworfen, dass sie alle Blicke auf sich gezogen haben. Wir konnten uns in eine Ecke setzen, und die ausgelassene Stimmung genießen – bis uns kalt wurde.
Am nächsten Morgen waren wir Touristen dann überwiegend wieder unter unseresgleichen. Wir hatten eine Tour zum Canyon gebucht, erst unten mit einem Boot, dann oben die Aussichtspunkte mit einem Kleinbus. Das Boot mit 40 Leuten in Schwimmwesten und mit zwei sehr lauten 200-PS-Motoren ist ordentlich losgebrettert. An einigen Stellen hat der Bootsführer aber gestoppt, damit wir sie uns genauer ansehen konnten. Auch bei den Affen, die über Äste dicht über dem Wasser geturnt sind, hat er die Motoren gedrosselt. Hinter jeder Biegung des Flusses wurden die Hänge höher. Es verschlägt einem fast den Atem, wenn man an einer einen Kilometer hohen Steilwand hochschaut, in deren Nischen Kakteen wachsen. Darüber erstreckt sich ein strahlend blauer Himmel. Solch eine Stelle ist, etwas stilisiert, im Wappen von Chiapas zu sehen. Das ist wirklich schon was Besonderes (die Stellen am Ufer, wo sich Plastikmüll gesammelt hat, haben wir zu ignorieren versucht). Nur die angekündigten Krokodile haben wir nicht zu Gesicht gekriegt.
Auch von den fünf spektakulären Aussichtspunkten an der steilen Serpentinenstraße haben wir nur wenig zu Gesicht gekriegt: ab dem Zweiten zogen dichte Nebelschwaden durch die Schlucht. Von oben auf die Schwaden zu sehen, war sicher auch ein spezielles Erlebnis, aber der Fotograf hatte vor allem auf andere Sichten gehofft.
Zurück in Tuxtla haben wir uns an unserem letzten Abend dort den starrenden Blicken erneut ausgesetzt, aber nur auf dem Weg in ein Restaurant. Dort sollte es – so haben wir die spanisch sprechende Frau an der Rezeption unseres Hotel „Frida Kahlo“ jedenfalls verstanden – Livemusik und traditionelle Tänze geben. Als wir fertig waren mit dem köstlichen Mahl regionaler Küche, wurde tatsächlich das Band abgestellt und zwei Männer bauten ihr gemeinsam bespieltes Marimba auf. Dann wurde die Fläche in der Mitte des Restaurants frei geräumt für die Tänzer, die gut eine Stunde lang verschiedene traditionelle Tänze mit wechselnden Trachten vorgeführt haben. So haben wir zumindest eine kleine Idee von der reichen Kultur Chiapas bekommen, wo besonders viele indigene Menschen leben, meist Nachkommen der Maya.
Die und ihr Leben wollen wir uns von San Cristobal in den Bergen aus ansehen, wo Touren mit erklärenden Führern angeboten werden. Dort sind wir noch größere Exoten für die Bewohner als sie für uns. Das ist uns seit Tuxtla erst recht bewusst.
2 Kommentare
Herrlich, dieses Rettungswestenfoto… Und immer schauen, dass auf den schönen Landschaftsbildern keine orangefarbenen Stoffe zu sehen sind😎.
Die Krokodile gibts tatsächlich! Ich zeig sie euch, wenn ihr wieder da seid.
Liebe Grüße! Damaris
ME DIO MUCHO GUSTO HABERLOS CONOCIDO Y ESPERO VOLVERLOS A VER. DISFRUTEN MUCHO SU VIAJE