Auf Reisen spielt das liebe Geld eine sehr große Rolle, vor allem dann, wenn es nicht so einfach wie gedacht ist, an die Scheine zu kommen. Aber wir fühlen uns auf alle Eventualitäten vorbereitet. Davon handelt diese Geschichte.

Die Entscheidung fällt fast wörtlich zwischen Tür und Angel. Ein bisschen hat sie auch mit Geld zu tun, ein bisschen aber auch damit, welcher Schalter wo platziert ist. Auf alle Fälle müssen wir gleich am allerersten Tag der Reise unsere Ideen überdenken, wie wir an die argentinischen Peso kommen.

Aber der Reihe nach: Schon Tage vor der Reise hat uns (also vor allem Jens) die Frage schlaflose  Stunden beschert, wie wir in Buenos Aires vom Flughafen Ezeiza, wo wir landen, zum Flughafen J. Newbery kommen, der ziemlich genau am entgegengesetzten Ende der riesigen Stadt mit ihren mehr als drei Millionen Einwohnern kommen. Mit der Suche im Internet sind wir nur bedingt weit gekommen: Von öffentlichen Bussen haben wir gleich Abstand genommen, mit unseren großen Rucksäcken (60 Liter auf dem Rücken und den Handgepäck-Rucksack vor der Brust) und mit Umsteigen irgendwo im Zentrum. Das heran gewunkene Taxi erscheint uns aus der Ferne zu unsicher, nicht aus Angst vorm Ausrauben, sondern ob uns gerade frisch eingereiste Ausländer der Fahrer wohl

über den Tisch zieht. Dann stoßen wir auf ein Busunternehmen, das die gut eineinhalb Fahrstunden (ohne Stau gerechnet) als direkte Verbindung anbietet. Oder etwa doch nicht, also doch immer mit Umsteigen auf irgend einem Busbahnhof? Wir kriegen es einfach nicht raus.

Die riesige Boeing 747-8 bringt uns in gut 14 Stunden von Frankfurt nach Buenos Aires.

Hilfe bietet uns Anne an, die bisher in Kolumbien gelebt hat und perfekt Spanisch spricht. Sie schickt uns den Link zu einem Taxiunternehmen, das mit festen Preisen wirbt, auch wenn sie horrend erscheinen: 26.500 Peso. Da der Kontakt dank Whatsapp und Übersetzungs-App ganz einfach und schnell ist, reservieren wir uns ein Taxi. Das würde im Staufall sicher alternative Routen finden statt festzustecken. Also wird in Buenos Aires ein für uns reserviertes Taxi warten.

Dann wird es real. Die in Frankfurt gestartete gigantischen Boeing 747 mit etwa 350 Passagieren, die ihren Namen „Dresden“ ganz groß auf dem Rumpf trägt, landet in Argentiniens Hauptstadt. Die erste Überraschung: Der Flughafen Ezeiza ist viel kleiner als wir uns das vorgestellt hatten, im Vergleich zu Frankfurt fast niedlich. Mit allen Rucksäcken streben wir dem Ausgang entgegen, wo irgendwo „TaxiEzeiza“ seinen Stand haben muss. Kurz nach der Zollkontrolle geht es durch den eher engen Bereich mit Mietwagen-Schaltern. An kaum einem steht ein Kunde, die Reisenden gehen eher gemütlich weiter dem Ausgang zu. Zwischen Hertz, Sixt und Co entdecken wir einen uns auch schon bekannten Namen – das Busunternehmen„Tienda Leon“ . Die lassen die Busse von einem Airport zum anderen fahren. Als wir kurz stehen bleiben und überlegen, doch noch mal zu fragen, kommt der Mann hinterm Schalter vor und redet auf uns ein. Halb Spanisch, halb Englisch befragen wir ihn, kriegen alle Antworten und entscheiden uns dann doch für den Bus. Jeden kostet das Ticket glatte 10.000 Peso!

Unser Busfahrer bringt uns in aller Ruhe quer durch Buenos Aires, auch wenn es mal voll wird.

Jeanette freut sich: Zehntausende Peso gespart. Und der junge Mann bietet gleich noch den Geldtausch an: Rund 900 Peso für einen Euro. Das hat mit dem neuen Präsidenten Milei zu tun, der mit dem angekündigten Kampf gegen die rasante Inflation von Teils 130 Prozent die Wahl gewonnen hat. Mitte Dezember hat er die Landeswährung um die Hälfte abgewertet, seither gibt es also im Tausch doppelt so viele Peso. Die Geldscheine sind aber immer noch die gleichen. Wir schieben zwei 50-Euro-Scheine über den Tresen (wir wollen am Airport sowieso 400 Euro in Peso verwandeln). Von einem Gummiband gehalten liegen neun Bündel mit je zehn 1000-Peso-Scheinen auf dem Tisch. Auch du Schreck, hier ist der 1000er der größte Geldschein, der nicht mal für eine kleine Flaschen Wasser reicht. Zwei der Stapel kriegt der Mann gleich zurück und wir dafür wenigstens zwei ordentliche Tickets in A4-Größe. Den Taxischalter in der übersichtlichen Empfangshalle lassen wir wortwörtlich links liegen. In der etwas versteckt gelegenen Nationalbank wechseln wir die restlichen 300 Euro, zum genau gleichen Kurs. Mit Hosentaschen voller Geldbündel gehen wir raus, in den strahlenden Sonnenschein bei 24 Grad.

Nahe des Aeroparque lassen wir uns am Columbus-Denkmal am Rio Grande die Frisuren vom Winde verwehn.

Vom lange nicht so riesig wie befürchteten Flughafengebäude, wo niemand Hektik zu kennen scheint, erreichen wir nach 100 Metern den kleinen Busbahnsteig von Tienda Leon, gerade als der Bus kommt. Wir setzen uns gleich in die erste Reihe, für die Fahrt durch die riesige Stadt. Pünktlich kommen wir am anderen Flugplatz an, der direkt am Fluss Rio Grande liegt, der hier in der Bucht eher wie das Meer aussieht. In dem vornehmlich nationalen „Aeroparque“ ist bedeutend mehr los, als im Ezeiza. Da wir dank des schnellen Transfers jetzt aber viel Zeit haben, stört das nicht. Nach Anstehen an einer riesigen, aber schnell vorrückenden Schlange geben wir die großen Rucksäcke auf und nutzen die Zeit bis zum Boarding für einen Spaziergang am Ufer des Fluss-Meeres entlang.

Weit weg von Bankschaltern und Wechselstuben bekommen wir ganz unerwartet wichtige Infos zum Thema Geld besorgen. Vor einem riesigen Columbus-Denkmal am Wasser sitzen wir, als zwei fett bepackte Räder neben uns halten und die zwei Radler deutsch mit einander reden. Ich kann es mir nicht verkneifen, sie anzusprechen. Die beiden wollen mit ihren Rädern nach Nordpatagonien fliegen und weiter in den Süden radeln, wo es einsamer wird. Was das mit uns zu tun hat?

Was viel aussieht, ist gar nicht so viel. Ein 1000-Peso-Schein ist knapp über 1 Euro wert.

Mit diversen Geldkarten und Bargeld in Euro und Dollar fühlen wir uns bestens vorbereitet. Aber da erzählt der Mann, dass das Geld besorgen doch ein größeres Problem werden kann. Die Geldautomaten, auf die wir gesetzt haben, können wir seiner Erfahrung nach vergessen. Dort soll es nur Peso im Gegenwert von höchstens 40 Euro geben, aber mit teils 15 Euro Gebühr.

Das leuchtet uns sogar ein: Bei den höchstens 1000er-Scheinen (knapp über 1 Euro) kommt jeder Geldauto mat schnell an seine räumlichen Grenzen. Wechselstuben, so es sie gibt, bringen uns nur soweit was, wie das mitgenommene Bargeld reicht. Und nun? Die beiden Radfahrer haben sich auf ihrer bisherigen Argentinientour gegenseitig Geld vom Konto an eine Western Union-Filiale geschickt, dass sie dort ausgezahlt bekommen. Also werden wir in den Tagen in Argentinien wohl auch immer mal in einen Filiale des Gelddienstleisters einkehren, die zumindest in größeren Orten zu finden sein sollen. Damit müssten wir immer flüssig sein, wenn wir vom Ende der Welt in Ushuaia aus zu unserer Reise aufbrechen. Das macht uns mal wieder klar, dass selbst die beste Vorbereitung auf Reisen manchmal doch von der Realität überholt wird. 

 

 

Ein Kommentar

  1. Hey ihr zwei, das ist ein wunderbar spannender und informativer Eintrag. Bin richtig neidisch auf das schöne Wetter und die abenteuerlichen Erfahrungen… Ride safely!

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