… das Wasser in manchen Seen kann hier noch viel blauer sein, kaum fassbar blau. Wie wir einige der besonders schönen Stellen in Patagonien finden.

Noch wenige Stufen über eine Holztreppe,  dann ist der Aussichtspunkt erreicht. Der Anblick verschlägt uns fast den Atem, es reicht gerade noch zu einem „Boah“, Ausdruck unserer staunenden Begeisterung. Die Augen sind fast geblendet von dem unfassbar intensiven Blau. Mindestens 30 Meter unter uns schimmert der Lago Cochrane so blau, dass sich die Adria dahinter nur verstecken kann. Dabei wollten wir den Fotos eines Österreichers nicht glauben,  mit denen er uns den Weg zu dem Aussichtspunkt im Nationalpark Tamango am Rand des nicht sehr hübschen Städtchens Cochrane schmackhaft machen wollte. „Da müsst ihr unbedingt hin“, hat er mehrfach gesagt. Die Fotos vom blauen Wasser sahen zu sehr nach nachbearbeitet aus. Jetzt, auf dem Aussichtspunkt, sind wir froh, auf der Careterra Austral in Chile extra runter nach Cochrane gefahren zu sein.

Der Schlagbaum am einsamen Grenzübergang öffnet sich.

Zuerst begegneten sind wir dem „Ösi-Paar“ am Passo Roballo. Dort führt eine gewundene Schotterpiste kurz hinter dem abgelegenen Dorf Lago Posados (siehe Schotterpistentext) von Argentinien zurück nach Chile. Am argentinischen Grenzposten war nur ein Auto vor uns, aber die Prozedur ist langwierig, das sonst übliche elektronische Passeinlesen gibt es hier oben in der Einöde nicht. Da hielt ein VW-Bus mit A im blauen Kennzeichenfeld hinter uns. Weil ich es nicht lassen kann, gleich loszuschwatzen, haben wir erfahren, dass sie ihr Auto nach Montevideo verschifft haben und nun kreuz und quer durch Südamerika streifen.  Endlich kettet der Grenzer den Schlagbaum los und lässt das erste Auto durch. Wir sind dran. 15 Minuten nimmt sich der junge Uniformierte Zeit. Alle möglichen Daten werden akribisch in ein dickes Buch übertragen, zugeschlagen- und ein anderes wird geöffnet, für die vielen offenbar wichtigen Angaben zum Auto. Dann dürfen wir den wackeligen Schlagbaum passieren.

Herrlicher Platz mit Flussblick

In dem 70 km langen Tal, das an der Ruta 7 endet, der bei Abenteuerreisenden berühmten Careterra Austral, gibt es unterwegs genau drei kleine Parkplätze für Camper. Ein Paar aus Frankfurt, das wir in ihrem Sprinter mit deutschem Nummernschild in Lago Posados getroffen haben, haben uns dringend zu dem zweiten geraten. Ein super Tipp. Dort finden wir einen Platz mit Blick direkt auf einen Gebirgsfluss.

Und ein paar Meter weiter parken die „Ösis“ ein. Im Wiedersehensgespräch widmen wir uns den wichtigen Fragen des Reiselebens (Woher?, Wohin?, Wo ist es schön?, Was gibt es zum Essen?….), so erfahren wir etwas über den „Sendero Carpinteros“, dem Wanderweg der Spechte, der zum irre blauen Ausblick führt.

Viel blauer als es der Name Laguna Azul vermuten lässt.

Ganz so blauäugig sind wir nicht, dass wir uns nur auf die Tipps anderer Reisender verlassen. Unser erstes blaues Wunder haben wir mit der gleichnamigen Laguna Azul nahe El Chalten erlebt, bei einer Tour aus unserem speziellen Patagonien Wanderführer. Der Bergsee hat in der Sonne so tiefblau geleuchtet, dass … wir fnden keine passenden Worte. Dann haben wir ja als Ideengeber noch den Chile-Reiseführer. Einige super schöne Ecken in Südchile steuern wir auch wegen Jutta und Rainer an. Im Spätherbst in Dresden haben sie uns von ihrer Fahrt über die Careterra Austral berichtet, detaillierte Karten mitgegeben und von ihren schönsten Erlebnissen geschwärmt. Und da sind ja noch die Blogs anderer Reisender, die Jeanette durchforstet, sobald wir irgendwo über ein WLAN mit der Welt verbunden sind. Für unsere Art zu reisen ist es wichtig, dass wir nich alles und lange im Voraus durchplanen. Meist wissen wir, wohin es in den kommenden zwei Tagen gehen soll. Super schöne Park- und Zeltplätze haben wir bisher immer spontan gefunden. Das lässt auch genug Freiraum, um auch schnell umplanen zu können.

Zurück in alte Zeiten der Patagonien-Pioniere im Museum in Coyhaique

In einer ganz kleinen Panderia im Örtchen Puerto Tranquilo hat uns der Bäcker beim Einpacken, der wie üblich hellen weichen Brote und ein paar köstlicher Medialunas, also Halbmonde genannter Croissants, mit Tipps überschüttet. Einer davon ist das Regionalmuseum in Coyhaique. Da das montags zu hat, genau als wir hin wollten, sind wir extra einen Tag länger in der Stadt geblieben.  Was beim Reisen komplett unwichtig wird, sind Wochentage. Bis aufs Museum und merkwürdigerweise mancher Nationalpark an Montagen, hat ihr eigentlich immer alles auf.

Vater und Sohn jagen im wilden Rodeoritt dem flotten Rindvieh nach.

Natürlich lässt sich auch der Zufall unterwegs nicht lumpen. An einem Sonntag – jetzt spielt der Tag plötzlich doch eine Rolle – kommen wir in ein Kaff am nördlichen Ende des gigantischen, 180 km langen Lago General Carrera. Das ist nicht weit von einem spektakulären Wasserfall, den der Reiseführer angepriesen hat. Puerto Ibañez hat eine Pizzeria mit Café am Hafen, in dem wir uns stärken und dann gleich weiter wollen. Draußen schallt die Stimme eines Ansagers durch die leeren Straßen. Was sich dahinter verbirgt? Ein Flohmarkt vielleicht, zu einer Auktion könnte die Stimme auch passen. Je näher wir der Stelle kommen, je mehr Pferde und Reiter in traditionellen Gauchooutfits sind zu sehen. Der Mann am Mikrofon kommentiert etwas zu unaufgeregt ein chilenisches Rodeo. Immer zwei der stolzen Reiter jagen ein Rind durch den runden Sandplatz und versuchen, es nach drei Runden an einer bestimmten Stelle an einer Polsterwand einzuklemmen. Wenn der junge Bulle nicht mehr flüchten kann, gibt es Punkte und Applaus von den Holztribünen. Davon stand nichts im Reiseführer und wir sind froh, daß wir es trotzdem erlebt haben.

Ein anderer Reisetipp kommt vom jungen Chilenen Cristobál, neben dem wir auf einem Zeltplatz zu Beginn der Reise in Puerto Natales sitzen und der uns von seiner Heimat vorschwärmt, einem Gebirgstal östlich von Valparaiso. Der Student hat uns sogar eingeladen, uns da auf Wanderungen zu begleiten, wenn wir so weit nach oben gekommen sind. In der Hoffnung, dass die Waldbrände nicht bis zu dem Tal reichen, wollen wir das Angebot vielleicht annehmen. Aber so weit ins Blaue planen wir noch nicht.

Der schmale Grat zwischen der blauen und der grünen Lagune.

 

Blue man meets blue lake

Über blaue Brücken musst du gehn…

Blau leuchtet auch der Largo General Carrera bei Guadal.

Der Carrera ist der größte See Chiles und würde von Dresden fast bis Berlin reichen.

Blauer Teich kurz vor blauer Stunde irgendwo unterwegs – ein schöner Übernachtungsplatz.

Manchmal ist aber wirklich nur der Himmel blau.

Kolossal blau leuchtet auch das Wasser in den Marmorhöhlen nahe Puerto Tranquilo.

Diese Formationen sind eins der (blauen) Top-Highlights entlang der Careterra Austral.

Beim chilenischen Rodeo warten die Reiter, dass sie paarweise aufgerufen werden -vor grünem See.

Die wackeren Burschen versuchen, die Tradition der Gauchos am Leben zu erhalten.

3 Kommentare

  1. Blau ist wirklich eine sehr schöne Farbe. Vor allem mit dem ganzen Drumherum. Bis jetzt scheinen ja alle nicht vorhandenen Reisepläne voll aufzugehen. Sieht sehr schön aus und ich reise gerne mit euch.

  2. Hallo, ihr zwei,
    schön, dass wir eure Reise wieder mitverfolgen können. Sind ja wunderschöne Fotos von einer tollen Landschaft.
    Wir wünschen euch ganz viel Spaß.
    Es grüßen aus Bleicherode
    Frank und Heike

  3. Hallo ihr Lieben,

    wahrlich königlich dieses blau. Ich weiß genau warum blau auch eine meiner Lieblingsfarben ist. Sehr schöne und wirklich einzigartige Bilder und Eindrücke dir ihr beiden da mit uns teilt. Es ist toll zu sehen wie euere Reise verläuft und welch wundervolle Regionen es auf dieser Welt doch gibt. Einfach ein Traum…dann wünschen wir euch auf jeden Fall weiterhin dass alles so gut verläuft wie bisher und ihr nur Positives aus dieser wundervollen gemeinsamen Zeit mitnehmt…wir drücken euch

    Volker & Andrea

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