Täterätä, da sind wir wieder, live aus dem  Laptop. Nicht Gott, sondern Moses sei Dank. Ein technisches Abenteuer.

Wir besuchen das Haus der Helden. Dort, nicht weit vom zentralen Plaza de Armas im Zentrum der großen Stadt Puerto Montt, soll der Mann arbeiten. Wir hoffen, dass er unserem streikenden Laptop wieder auf die Sprünge helfen kann. Das verspricht jedenfalls der Eintrag bei Google: „PC SPACE (servicio tecnico computación)(reparación de notebook)“.

Das schräge Hochhaus links im Hintergrund ist das „Haus der Helden“.

Mit einem rasanten Kleinbus sind wir vom Zeltplatz am Stadtrand ins Zentrum gefahren. Nach 10 Minuten laufen, stehen wir an der Adresse, die Google nennt, aber nichts deutet auf ein „PC Space“ hin. Über dem Eingang des Bürohauses thront der Schriftzug „Los Hereos“, die Helden. Am Eingang steht sowas wie ein Portier und mustert uns. Wir sind nicht sehr heldenhaft und gehen lieber erst mal weiter, das Haus erkunden. Um die Ecke ist – passenderweise – ein Computerladen. Der Verkäufer macht uns klar, dass er nur neue Rechner verkauft. Aber er wüsste da jemanden und zeigt uns auf seinem Bildschirm den Eingang zu „Los Hereos“. Also zurück und selbstbewusst rein ins Haus. Eine Tafel listet Dutzende Firmen auf zehn Etagen auf – aber der besagte PC Space ist nicht dabei. Warum ist das immer nur so schwierig, denke ich noch. Da kommt der Portier-Mann und fragt uns was. Unsere Gegenfrage: Wo ist PC Space? Etage 7 sagt er und weist auf die drei Fahrstuhltüren. Und tatsächlich: am Raum 707 steht das Schild mit der gesuchten Firma.

Moses nimmt sich unseres kaputten Laptops an.

Auf unser Klingeln an der Tür ohne Klinke rumpelt es kurz, eine Tür drinnen schlägt zu und ein vielleicht Mitte 40-jähriger Mann öffnet. Wir können ihm klar machen, was wir wollen. Als er sieht, was der Laptop anzeigt (BIOS-Oberfläche), nickt er wissend, schiebt ein paar auf dem Tisch liegende Teile weg, greift zum Schraubenzieher und legt das Innenleben unseres Rechners frei. Dank Google-Übersetzer kann ich ihm den Verdacht der gecrashten Festplatte mitteilen. Er nickt, schraubt unter spanischem Gemurmel das kleine Teil aus und verschwindet im Hinterzimmer. Mit etwas, dass wie ein Pflaster aussieht, kommt er zurück. Unter dem Klebeband verbirgt sich eine neue Festplatte. Der IT-Techniker, der sich uns inzwischen als Moses vorgestellt hat, klemmt das noch kleinere Teil rein, fährt den noch offenen Laptop hoch … und das BIOS findet die neue Platte. Mit seinem Handy übersetzt uns Moses, dass er sich entschuldigt, weil er eine Stunde braucht  um Windows 10 zu installieren, allerdings alles in Spanisch.

Wir stärken uns mit Kaffee im „Dresden“.

Fassungslos verlassen wir sein Büro in der 707. In zehn Minuten ist das gelöst, was uns vier Wochen lang Kopfzerbrechen bereitet hat. Jetzt brauchen wir erst einmal einen Kaffee – und Bargeld. Während ich Pesoscheine aus dem Automaten ziehe, findet Jeanette das nächstgelege Café. Es heißt doch tatsächlich „Dresden“. Der Name hat aber nichts mit unserer Heimatstadt zu tun, sondern mit einem Kriegsschiff der kaiserlichen Marine, dass sich in patagonischen Gewässern im Ersten Weltkrieg Scharmützel mit den Briten geliefert hat und im Juni 1919 beschädigt von der Besatzung versenkt wurde. Der Kreuzer „Dresden“ genießt in Südchile Kultstatus.

In wenigen Minuten macht Moses unseren Laptop mit neuer Festplatte wieder flott.

Zurück zum Laptop. Moses hat ihn inzwischen mit Windows zum Laufen gebracht, wir zahlen ihm die 75.000 Peso und haben jetzt einen spanischen Computer im Gepäck. Wir hatten mit Tagen Wartezeit fürs Besorgen der richtigen Festplatte und mit deutlich mehr Geld als die umgerechnet 71.65 Euro gerechnet.

Das auf dem Bildschirm kommt uns Spanisch vor.

Zurück auf dem Zeltplatz mit WIFI stellen wir etwas entsetzt fest, dass das Ding nicht nur spanisch mit uns spricht, sondern auch die spanische Tastatur unter die den Tasten nach deutsche gelegt hat – andere Zeichen als die gedrückten erscheinen. Da mir das reichlich Spanisch vorkommt und nervt, suche ich im Netz nach Hilfe. Nach einer Stunde habe ich das Gerät dazu gebracht, das Betriebssystem und auch die Tastenbelegung in die uns geläufigere Sprache zu ändern.

Mit wieder blogschreibbereitem Laptop haben wir den Kopf frei genug, uns auf die Stadt einzulassen. Das zeigt euch die kleine Bildergalerie.

Deutliche deutsche Spuren in Puerto Montt…

… haben die Gründer der Stadt hinterlassen, die 1852 hier ankamen und …

… die zum großen Teil aus Sachsen angeschippert kamen.

Angeblich regnet es hier mehr als sonstwo in Chile.

Zum Mittagessen gibt es hier am Meer Fisch …

… und eine Paila Marina, eine Meeresfrüchtesuppe mit Zutaten, von denen wir noch nie gehört haben.

Der alte Markt Angelmó ist ein Muss in Puerto Montt

Verwunderliche Farbgebung in Chile.

Bedrohlicher Abendhimmel, kurz vorm Regen.

3 Kommentare

  1. Hallo Ihr Lieben,
    offensichtlich geht es Euch, besonders Jens, wieder gut: die Technik funktioniert 😉
    …nur diese Suppe …na die könnte ich nicht löffeln…

    Viele Grüße vom Schreibtisch von Ellen

  2. Hallo Ihr Beiden,
    ich hab es leider nicht mehr geschafft, mich bei Euch zu melden, bevor Ihr losgefahren seid.
    Um so mehr freut es uns, hier immer mal zu sehen, wie es Euch so ergeht im Süden.
    hab noch eine wunderschöne Zeit und immer so viel Glück bei Pannen, wie mit dem schnellen Austausch der Festplatte!

    Liebe Grüße aus Jena von Falk & Catrin

  3. Ihr Lieben, juhu!

    Endlich sind die Techniksorgen gelöst und wir werden sogleich mit noch viel mehr schönen Fotos versorgt…
    Wie toll, euch begleiten zu dürfen. Danke, dass ihr uns mit schönen Texten und Bildern ein wenig mitnehmt.
    Liebe Grüße!
    Damaris

    PS: Ich fänd die Suppe sicher „muy rico“😉.

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