Der Kanal durch Panama ist nicht der allerlängste, hat aber für den Handel und für die Menschen hier eine enorme Bedeutung. Wir haben uns dem Bauwerk auf nicht dem allerkürzestem Wege angenähert.

Drei Etagen Museum, vollgepackt mit Infos zum Kanal.

Die künstliche Wasserstraße ist in Panama allgegenwärtig. Eigentlich führt kein Weg an ihr vorbei. Aber wir gehen trotzdem nicht gleich hin. Unsere ersten Schritte hin zum Panamakanal gehen wir ganz theoretisch, in einem Museum mitten in der Altstadt. Wir haben es ja nicht so eilig wie die Schiffe, die drei Wochen rund um Südamerika in den zwei Kanaltagen einsparen. Unser Weg dauert sogar drei Tage. Auf nicht ganz direktem Weg startet auch gleich unser Museumstag. Wir steigen schon nach einer Station, also weit vorm Ziel, wieder aus der Metro aus, bahnen uns den Weg durch Hochhäuser und über die sechsspurige Küstenstraße bis zum Meer. Gut drei Stunden laufen wir den schmalen Grünstreifen am Ufer entlang, vorbei an der imposanten Skyline und zur dagegen winzig wirkenden Altstadt mit dem Museo Canal de Panama am Plaza de la Independencia.

Skyline Panama Citys von der Inselstraße aus.

Für die zweite Etappe bleiben wir am nächsten Tag in der U-Bahn sitzen, bis sie am gigantischen Busterminal Albrook endet. Dort fährt irgendwo der Bus in Richtung Amador, zu drei vor Panama City gelegenen Inseln. Aber wie kommt ein Bus zu Inseln im Pazifik? Die Strecke dorthin hat natürlich mit dem Kanal zu tun. Zu den Ex-Inseln kommt man über eine Art Boulevard, der mit breiten Fahrspuren, Rad- und Fußwegen durchs Wasser führt. Die Straße ist das Werk von Arbeitern, die kurz nach 1900 Steine für den Kanal aus der Landschaft gesprengt und hier im flachen Meer aufgeschüttet haben. Hinter der letzten Insel liegt ein Dutzend riesiger Schiffe vor Anker und warten darauf, in den Kanal fahren zu können. Der ist mit 82 Kilometern sogar kürzer als der Nord-Ostsee-Kanal, aber fast jeder Mensch auf der Welt kennt ihn.

Wir wenden uns wieder der Stadt zu und schlendern den beiderseits von Wasser gesäumten Weg wieder zurück. Auf der einen Seite bestaunen wir die Sicht auf die Skyline, auf der anderen die von Schritt zu Schritt höher erscheinenden Puente de las Americas, die sich über den Kanal spannt. Mehr als 100 Meter geht der Blick nach oben zu der Autobrücke. Dann zieht ein gigantisches Containerschiff unter der Konstruktion durch und lässt sie auf einmal klein erscheinen.

Seit 1914 arbeiten die Miraflores-Schleusen fast ohne Unterbrechung.

Unser weiterer Kanal-Weg führt dann erst einmal zurück zum großen Bahnhof. Für die nächste Etappe, die sehr technische, müssen wir den Bus nach Miraflores finden. Erst als uns der Fahrer eines anderen Busses verrät, dass es die Linie 810 ist, klappt das auch. Wir kommen genau vorm Besucherzentrum der Miraflores-Schleusen an. Der Eintritt ist zwar happig, aber wir wollen von nahem sehen, wie die großen Schiffe wieder auf das Niveau des Meeres gebracht werden. Mit vielen anderen Leuten verfolgen wir gespannt und fasziniert, wie die Pötte von jeweils sechs kleinen Loks mit Stahlseilen in die Schleusenbecken bugsiert werden, in denen nur ein Meter auf jeder Seite Platz bleibt. Noch beeindruckender ist, das die Technik dort seit der Kanalöffnung 1914 funktioniert. Selbst die Schleusentore sind die alten, genieteten. Nur für die Maxi-Schiffe, die 14.000 Container auf einmal tragen, ist 2016 ein Stück weg ein noch breiteres und tieferes Stück Kanal mit entsprechend großen Schleusen eröffnet worden.

Nur für uns zwei: ein Guide und ein Bootsführer für den Gatún-See.

Zur vierten unserer Kanal-Etappen, der hautnahen, nehmen wir mal den direkten Weg. Wir lassen uns von Pedro fahren. Er ist unser Guide bei einer Halbtagestour, die den Kanal mit der üppigen Natur ringsum verbindet. Auf dem Weg ins Städtchen Gamboa am Gatún-See erzählt er uns, dass für ihn und die meisten seiner Landsleute der Kanal das Herzstück von Panama ist. Diese Emotionalität hat vor allem mit der politischen Dimension des Kanals zu tun, den die US-Amerikaner fertig gebaut und dann als ihr Hoheitsgebiet betrachtet haben. Er war weit abgesperrt und von US-Soldaten bewacht. Erst nach Schülerprotesten 1964, bei denen es 22 Tote gab, kamen Gespräche in Gang, an deren Ende die vollständige Übergabe des Kanals an Panama Ende 1999 stand.

Ein Springaffe traut der ihm angebotenen Banane nicht so ganz.

Heute sitzen wir in einem winzigen Motorboot und schippern an einem mit 5000 Autos beladenen Transporter aus Stockholm vorbei, der hoch wie ein fünfetagiges Haus neben uns aufragt. Bei unserem Ausflug geht es aber nicht nur um den Kanal. Er soll auch zeigen, wie sich die Natur mit dem enormen Einschnitt arrangiert. Nicht sehr weit von der Fahrrinne entfernt legt unser Bootsführer an einer kleinen Insel an und hält pfeifend eine Banane hoch. Es dauert nicht lange, da kommen die ersten neugierigen Tiere aus den Bäumen zu uns runter. Wir füttern ein paar Kapuzineraffen und dann tauchen sogar die seltene Springaffen auf. Ein Stück weiter huscht ein Kaiman ins Wasser und Reiher fliegen in einen der Urwaldbäume, die bis direkt ans Wasser wachsen – und nicht weit davon gleiten die gigantischen Schiffe vorbei. Die Nähe von modernster Technik und üppiger Natur zu erleben, hat den Weg hierher gelohnt, uns eine andere Seite der berühmtesten Abkürzung der Welt gezeigt. Mit einem für die kurzen Etappen recht breiten Bild vom Panamakanal wenden wir uns jetzt der nächsten Reise-Etappe zu: Wir wollen noch einmal in die Berge.

Ein Kommentar

  1. ❤❤ Ich hoffe ich habe nicht zu viel versprochen.
    Genießt die Zeit weiterhin. Eure Fotos machen das Fernweh sehr groß!! Sieht toll aus!

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