Die Wähler Panamas bestimmen einen neuen Präsidenten, was auch auf uns Auswirkungen hat. Wir selbst müssen auch genau überleben, was wir wählen, als nächstes Ziel.

Der Einkauf fürs Abendessen ist im Rucksack verstaut. Aber aus dem Supermarkt kommen wir nicht. Die Kassiererin ruft uns was von „Hoy no hay cerveza!“ hinterher. Aber warum gibt es heute kein Bier? Die beiden Dosen, die wir uns als „Kochbier“ zum Spaghettizubereiten gekauft haben, müssen wir wieder abgeben. An diesem Sonnabend dürfen sie kein Bier verkaufen, sagt die Frau entschuldigend. Das bestimme eine Verordnung. Wir haben uns schon gewundert, warum das gut sortierte Weinregal im Markt nahe unseres Hostels in Panama City mit Absperrband verschlossen ist, auf dem „peligroso“ steht, gefährlich.

Auf der San Blas-Hauptinsel wehen Fahnen verschiedener Kandidaten.

Weil die nette Kneipe um die Ecke mit eigener Brauerei auch dicht ist, schwant uns, dass es einen größeren Grund gibt, als einen Laden, der gegen die Alkoholsucht vorgehen will. Auf dem Zettel an der Tür entziffern wir, dass es von Sonnabendmittag bis Sonntagabend keinen Alkohol zu kaufen gibt. Auch der Grund dafür steht drauf: die sonntägliche Präsidentschaftswahl. Wer weiß, welche Erfahrungen die Regierenden in Panama gemacht haben, wenn es an Wahltagen eine reiche Auswahl an Alkoholika gibt. Obwohl wir gar nicht ankreuzen dürfen, müssen wir an dem Abend eben auch abstinent bleiben.

Wohin geht die Reise von Panama City aus?

Dabei wollten wir auch auf eine andere Wahl anstoßen, diesmal eine, die wir selbst entschieden haben. Am Abend zuvor war es an der Zeit festzulegen, wohin wir als nächstes reisen. Nach Panama City sind wir nur deshalb viel früher als ursprünglich vorgesehen gekommen, weil es von der Hauptstadt aus ohne umzusteigen viel einfacher ist, zu unseren nächsten Wunschzielen zu fahren. Eigentlich hatten wir die Auswahl schon getroffen: Valle de Antón (nochmal kühle Berge), zurück nach PC und dann zum Weltkulturerbe Portobelo und nach ein paar letzten Tagen in PC nochmal auf karibische Inseln, nach San Blas.

Karibik-Feeling in Vollendung; die San Blas Inseln

Da haben wir die Rechnung aber ohne die Vorhersage gemacht, die zum künftigen Wetter: Valle de Antón: tagelang Gewitter (95 % Regenwahrscheinlichkeit), Portobelo ebenfalls Gewitter (85 % Regen), nur San Blas liegt in dieser Wertung unter 50 %. Wir müssen also neu wählen … and the winner is … San Blas Inseln. So oder so ähnlich geht es uns unterwegs oft: Die Pläne über den Haufen zu werfen, das gehört ein gutes Stück zu unserem Reisealltag. Alle paar Tage wägen wir Möglichkeiten für die Weiterfahrt neu ab, wählen mögliche interessante Ziele aus, entscheiden uns für eins, sehen zu, wie wir da hinkommen, suchen nach einer passenden Unterkunft und müssen rauskriegen, was man alles an dem Ort machen und erleben kann, auf den am Ende unsere Wahl gefallen ist. Und sind wir dann zwei oder auch mal drei Tage dort und haben eine Idee, wie was funktioniert und wo was ist, ziehen wir schon wieder weiter und fangen ganz von vorne an mit der Orientierung. (Zugegeben, das ist Jammern auf sehr hohem Niveau, aber an der Stelle passt es gerade ;-))

Strenge Grenzkontolle zum autonomen Gebiet Guna Yala.

Am Sonntagmorgen schleichen wir müde aus dem noch stillen Hostel – und werden mal wieder von der mittelamerikanischen Pünktlichkeit überrascht: Abholzeit ist zwischen 5.30 und 6.00 Uhr. Wir öffnen die Außentür um genau 5.26 Uhr und der Fahrer steht schon vor der Tür. So was ist uns zwischen Mexiko und hier ständig passiert. Jedenfalls bringt der Mann uns und vier andere Reisende nach einer Art Grenzkontrolle zum Hafen im autonomen Gebiet der Kuna-Indianer, die die San Blas Inseln bewohnen und den Tourismus dort managen. Ein Motorboot schippert uns also zu unserer dritten karibischen Inselerfahrung.

Blick aus unserer Hütte auf der Insel Diablo.

Diesmal würden einige Postkarten blass werden: lauter kleine Inseln und Inselchen im türkisfarbenen, klaren Wasser und von weißem Stand umgeben, mit Koskospalmen darauf und palmblättergedeckten Hütten darunter. Vier Tage verbringen wir auf der Isla Diablo, der Teufelsinsel. Da wir ein paar Dollar mehr in die Hand genommen und eine Zwei-Bett-Hütte statt zwei Betten in einem Acht-Mann-Bungalow gebucht haben, ist uns das Glück hold. Die Betreiber wählen für uns die cabaña ocho aus, die Hütte 8 – und die liegt direkt am Strand, gerade mal zwei Meter vom Wasser weg.

Der Ankommtag vergeht vor allem damit, dass wir im Schatten sitzen und aufs Wasser schauen, ab und an ein paar Seiten lesen und pünktlich zum Essen in das schlichte Restaurant schlendern. Bis auf ein paar dunkelgraue Wolken und Nieseltropfen in der ersten Nacht ist von den 50 % Regen rein gar nichts zu merken. Die Sonne scheint zwischen den Wolken immer mal stundenlang sehr kräftig. Wir haben also richtig gewählt.

Der Käpt’n spendiert auf Nitos Wahlsieg Rum (letzte von 3 Flaschen).

Am Montag steht eine kleine Schiffstour zur Isla Perro Grande (große Hundeinsel) an. Wir erwarten als Highlight das Schnorcheln in Korallenriffs. Aber wir haben nicht die Wahl bedacht. Am Sonntagabend wurde Laurentino „Nito“ Cortizo als neuer Präsident Panamas bestimmt. Davon erfahren wir Insel-Offliner erst, als der massige Käpt’n des kleinen Bootes eine große Kühlkiste auslädt und uns alle zu Rum-Cola, Bier und Nachos einlädt. Das liegt an dem „N“ auf seiner Schirmmütze, das für Nito steht. Der Einheimische ist daran als Unterstützer des Sozialdemokraten zu erkennen und will dessen Sieg mit uns feiern.

Die Leute vom Volk der Kuna hoffen auf den neuen Präsidenten.

Der Kapitän vom Volk der Kuna setzt große Hoffnungen in Nito, vor allem was den massenhaft an den 365 San Blas-Inseln angeschwemmten Müll betrifft. Diese Wahl hat selbst für uns einen guten Ausgang, denn die drei Liter Rum mit etlichen Liter Cola reichen für uns 16 Bootsinsassen für einige Drinks. Für die nächsten Ausflüge wählt der Käpt’n Inselchen aus, die seiner Meinung nach ein lohnendes Ziel sind – freien Rum gibt’s allerdings nicht mehr.

 

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