Es ist der zweite Besuch auf einer Insel in diesem tropischen Meer, nach Belize jetzt in Panama – und es ist erstaunlich, wie grundverschieden sich das gestaltet und anfühlt.

Türkisfarbenes Wasser voller bunter Fische, ganz viel weißer Strand und sich über das Meer beugende grüne Palmen unter strahlend blauem Himmel … so hat es in der Karibik nun mal auszusehen, also auch auf der unter Reisenden sehr beliebten Isla Colón in Panama. Fast genau so haben wir es ja bereits auf Caye Caulker vor Belize erlebt … und das wollen wir nochmal so haben!

Eine Taxifahrt mit Schwimmweste.

Also fädeln wir uns mühsam auf enge, harte Holzbänke in einem Boot, das einen Meter unter der Stegkante dümpelt. In Augenhöhe sehe ich zwei 75-PS-Außenbordmotoren in die Eingeweide, die auf ihre Reparatur warten und unter denen sich dunkle Pfützen gebildet haben. Im Hafenbecken von Almirante riecht es sehr muffig und in das dreckige Wasser will ich keinesfalls fallen. Wir sitzen im Wassertaxi, das uns vom Festland Panamas nach Bocas del Toro bringen soll, den Hauptort auf der Insel Colón im Karibischen Meer. Wirklich alle Touristen, die wir in den wenigen Tagen in Panama getroffen haben, waren schon dort oder wollen unbedingt noch dort hin … also auch wir. Aber was wir sehen und spüren, entspricht so gar nicht unseren Erwartungen.

Mangroven säumen den Weg zur Insel Colón.

Bereits auf der Taxifahrt zur Insel zerknittert die Postkarte mit dem Karibik-Idyll: Kein Stück heller Strand ist zu sehen und auch keine Palmen. Statt dessen stecken dichte grüne Mangroven ihre Wurzeln in das graugrüne Wasser. Ob die Farbe lediglich am fehlenden blauen Himmel liegt, der von dichten Wolken verhangen ist, lässt sich schwer sagen. Nicht so recht ins Karibikbild wollen auch die dicht bewaldeten Berge passen, die überall im Hintergrund auf dem Festland zu sehen sind.

Auch Bocas ist als Ort anders als Caye Caulker. Hier laufen zwar auch sehr viele Touris herum, aber wir haben nicht das Gefühl wie in Belize, das unsereins im absoluten Mittelpunkt steht, so dass die Einheimischen wie künstliche Staffage wirken. In Bocas geht es ebenfalls gemächlich zu, aber viel natürlicher. Wir werden zwar auch angesprochen, ob wir nicht eine der vielen Bootstouren kaufen wollen, aber lange nicht so aufdringlich. Viele Leute vor den Reiseläden grüßen einfach und lassen uns vorbeiziehen. Trotzdem buchen wir eine Tagesfahrt, auf der uns Delfine, Seesterne, bunte Fische in Korallen, Strand unter Palmen und Faultiere versprochen werden.

Beim Ausflug sind wir den ganzen Tag im Boot unterwegs.

An dem Ausflugstag verleiht die Sonne dem Wasser und der Gegend lediglich für ein paar Augenblicke das erwartete Leuchten, dann ziehen sich die Wolken wieder zu und die Farben ergrauen. Wir sind halt dem Äquator und der Regenzeit schon ein gutes Stück näher gekommen. Die Tour hält zwar, was sie verspricht, wird aber etwas lieblos abgeleistet: Wir sehen drei Delfine jagen (fahren aber nach nur wenigen Fotos schon weiter), tuckern (viel zu schnell) über ziemlich große Seesterne hinweg, schnorcheln mit dutzenden anderen Leuten zwischen Korallen und Fischen (aber die sind klein und kaum mal bunt). Dann werden wir für zweieinhalb Stunden an einer Insel abgesetzt, so richtig mit hellem Strand und Palmen, endlich, und als kurz die Sonne einen Weg zu uns findet, sieht es wie auf der hübschen Postkarte aus. Dann machen die Wolken dicht und es nieselt. Immerhin sehen wir am Strand noch eine Boa Constrictor, die einen Vogel verschlingt und schwer an ihm zu tragen hat. Selbst die Faultiere bekommen wir in einem kleinen Mangrovenwald zu Gesicht, zwei bewegen sich sogar…drei pennen, dürfen sie auch, sind halt faul.

Wasser von oben und unten im REGENwald.

Was unser Karibik-Bild vollends auf den Kopf stellt, ist das Wetter: Dass wir gerade hier unseren ersten kompletten Regentag seit dem 3. Januar erleben, überrascht uns, ist aber halb so schlimm. Als es selbst am zweiten unserer nur drei Tage in Bocas del Toro aber kaum mal aufhört zu schütten, lässt das die Stimmung schon sinken. Ganz wollen wir uns den Unternehmungsgeist aber nicht nehmen lassen. Unser Ausflug auf die Nachbarinsel Basimentos beschert uns auf dem Weg zum einsamen Wizard-Strand auch gleich eine Regenwanderung durch den Regenwald, die sich gewaschen hat. Etwas heitern uns ein richtig guter Trunk in einem Öko-Café mitten im Wald und daumennagelgroße orangene Frösche auf. Die hören auf den putzigen Namen Erdbeerpfeilgiftfrösche, sind entsprechend giftig und kommen in dieser Farbvariante nur auf dieser Insel vor.

Einheimischer auf Regen-Einkaufsfahrt

Einen großen Vorteil hat das Klima hier aber doch: selbst pitschenass friert man bei der Wärme nicht. Aber trotzdem stimmt mit dem Wetter was nicht. Die Einheimischen freuen sich uns gegenüber zwar über den vielen Regen, denn es hat hier ungewöhnlich lange gar nicht geregnet. Statt der üblichen kurzen Schauer zwischen sonnigen Stunden gießt es jetzt allerdings fast den ganzen Tag wie aus Kannen, so dass in Bocas einige Straßen unter Wasser stehen. Nicht selten fällt das Wort Klimawandel, denn die Regenzeit hätte jetzt noch gar nicht anfangen sollen. Aber vielleicht ist das Regengebiet bald vorbei. Dann könnte sich die Karibik wieder im Postkartenformat zeigen, wenn wir sie später ein drittes Mal besuchen, am anderen Ende Panamas. Wir hoffen es einfach mal.

Stundenlang haben wir gehen die Wassermassen gekämpft.

P.S. Ein paar Stunden nach Veröffentlichung des Blogs mussten wir unser Hostel-Zimmer zu ebener Erde räumen. Ein heftiger und lang anhaltender Gewitterguss hatte den überdachten Hof unter Wasser gesetzt. Trotz vieler fleißiger Hände mit Besen, Schaufeln und Eimern, vom Chef über den Koch bis zu einigen der Bewohner – uns eingeschlossen – konnten wir nicht verhindern, dass die braune Brühe überall hinlief. Zwar strömte das Wasser gerade so nicht von außen in unser Zimmer rein, aber drückte von unten durch den Fußboden durch. Die letzte Nacht in Boca verbringen wir in einem Zimmer im ersten Stock. Und nochmal hat einer der einheimischen Mitarbeiter betont, dass es Anfang Mai normalerweise noch nicht regnet, erst recht nicht so heftig wie in den vergangenen Tagen. Zum überraschenden Arbeitseinsatz hatte jemand dafür gesorgt, dass über die Anlage nur Lieder dröhnten, in denen Regen vorkam.

2 Kommentare

  1. Seit Monaten keinen Regen gehabt – Ihr armen, das ist hart. Hochwasser im Zimmer brauchst allerdings im Urlaub nicht (gibt’s ja auch in DD ) Aber ich verstehe – Ihr seid ja nicht im Urlaub, sondern auf Reisen, und da muss man wohl auch mal mit Wasserschippen ran?
    Dafür habe ich meine Freude an super Aufnahmen . DiE Welle ist top getroffen und auch das türkisfarbenen Meer mit dem schWarzen Himmel!
    Mit grossen Schlangen den Strand teilen ist auch schon exotisch-und holt Euch keine Erkältung bei dem Sauwetter.
    Viele liebe Grüße von Silke und Carl

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