Die laut Reiseführer gemütliche und autolose Insel im karibischen Meer stellen wir uns wie das ruhige Eiland in der Ostsee vor. Es ist dann aber doch ganz anders – zum Teil zum Glück.

Hiddensee. Das fällt einem fast zwangsläufig ein, wenn man von Caye Caulker liest. Auf der kleinen Insel in der türkisblauen Karbik, 50 Fährminuten weg von Belize City, gibt es keine Autos. Nur ein paar Golfcarts sollen hier rollen. So ähnlich ruhig geht es doch auch auf der Insel links von Rügen zu. Dann kommt alles aber doch ganz anders.

Gerade mal aus der vollen Fähre ausgestiegen, stürmten gleich mehrere Fahrer der gasbetriebenen Golfcarts auf uns zu, die sich als Taxifahrer verdingen. Aber wir laufen trotz der schwülen Hitze lieber – und müssen alle paar Meter an die Seite gehen, damit die vielen Golfkarren vorbei kommen. Überall kann man sie sich ausleihen. Da sind die noch häufigeren Fahrräder fast noch gemütlich dagegen. Zugegeben, sie sind nicht hoch wie Burgen, aber ein Hotel reiht sich hier an ein anderes, daneben Hostals und Cabañas. Und dazwischen zwängen sich noch Läden und Restaurants aller Couleur. Das hier ist eindeutig ein Tourismusort – und entsprechend bis fast in den letzten Winkel zugebaut. Es ist definitiv nicht wie Hiddensee, hier ist es nicht nur viel belebter, sondern auch viel tropischer.

Das bedeutet also autofreie Insel.

Unter der immer kräftig strahlenden Sonne und im warmem Wind, der über die türkisblau schimmernde Karibik heran weht, stellt sich das Motto der Insel fast von alleine ein: Go Slow, Entschleunigung. Da gewöhnt man sich komischerweise auch schnell an die vielen Menschen. Wir sind ja genauso Touristen. Und schöne Orte haben nun mal die nachteilige Eigenschaft, dass alle dorthin wollen, uns eingeschlossen. Hier auf der Insel lebt eine recht große Gruppe von dunkelhäutigen Rastas, die ihr Reggae-Lebensgefühl auf die sandigen Straßen bringen. Von dieser langsamen Lebensart lassen sich offenbar die meisten der vielen Inselbesucher anstecken: Es geht gemütlich zu – bis auf die ständig herum kurvenden Golfcarts und die Restaurantbesitzer, die einen am liebsten gleich in ihre Etablissements mitnehmen würden.

Die vielen Menschen an besonders schönen Stellen stoßen uns noch mal kurz auf, als wir unser Inselhighlight beginnen: einen kompletten Schnorchel-Ausflugstag. Wir lassen uns dort ins Wasser gleiten, wo sich etliche Kilometer von der Insel weg weiße Wellenkronen auftürmen, am so genannten Belize-Barrier-Riff. Um ein Dutzend kleiner Schiffe tummeln sich zig Schnorchler in dem dafür freigegebenen Gebiet im Meeres-Nationalpark. Auf den ersten Filmen, die die geliehene Gopro-Kamera aufzeichnet, wedelt auch immer wieder irgendeine Taucherflosse eines Aufgeregten durchs Bild. Zum Glück schippert unser Boot mit zehn Schnorchlern bald ein Stück weiter und der Tag nimmt einen richtig guten Lauf – ist ja eigentlich genug Platz am Riff, das sich über 250 Kilometer von Mexiko über Belize bis Honduras im fischreichen Wasser hinzieht und das zweitgrößte Riff der Welt ist.


Offenbar sichtlich begeistert tauchen wir nach 45 Minuten im Wasser wieder am Boot auf. Unser Guide Chris schimpft kurz mit uns, weil er uns mehrfach ermahnen musste, bevor wir ihm weg von den Tieren zurück zum Motorboot gefolgt sind. Aber dann sieht er in unsere verzückten Gesichter, grinst breit und klatscht uns ab. Bei diesem längsten von fünf Schnorchelgängen hat uns öfter der Atem gestockt: Wir schwimmen mal zwischen geschätzt drei Meter langen Ammenhaien (die laut Chris ungefährlich für Menschen sein sollen), treiben dann kurz über einer Grünen Meeresschildkröte oder sehen eine giftgrüne Muräne auf uns zukommen. Dann sind da noch Schwärme von Horse-Eye-Jacks (Stachelmakrelen mit Riesenaugen), ein Barrakuda, winzige grellbunte Riff-Fische, Hornhechte oder Stachelrochen, die sich im Sand zu verstecken versuchen. Es ist ein überwältigendes Gefühl, sich wie selbstverständlich eine Weile in dieser so andersartigen Welt zu bewegen … besser: ihr an der Oberfläche treibend fasziniert zuzusehen.


Chris beglückwünscht uns zu all dem Gesehenen: so viel, sagt er, ist nicht die Norm. Die Schildkröte hatte er uns nur ganz vage in Aussicht gestellt, weil sie vor ein paar Tagen schon mal dort war. Beim letzten Schnorchelgang im Coral Garden an der Riffkante, wo es fast nur die kleinen bunten Fische geben soll, gibt es noch einmal eine Überraschung für uns. Beim Schwimmen zu den ersten Korallen taucht ganz dicht neben uns plötzlich ein Schatten auf … und Schildkrötenaugen starren uns an, während das Tier Luft holt. Dann taucht es wieder die fünf Meter bis zum Boden ab und widmet sich dem Zupfen von Seegras. Zwei mal schaffe ich es, für Foto und Video bis zu ihr hinab zu tauchen. Wir sind einer fast einen Meter großen Echten Karettschildkröte begegnet. Im blauen Wasser leuchten ihr facettenartiger Panzer und ihre ebenfalls braun-weiß gemusterte Haut richtig – und wie anmutig sich die Schildkröte im Wasser bewegt. Es sieht eher wie fliegen denn wie schwimmen aus.


Bei diesen Erlebnissen kann man glatt vergessen, dass wir an dem Tag schon vorm Schnorcheln Tiere gesehen haben: ein zweieinhalb Meter langes Krokodil (zu sehen in der vorigen Geschichte), winzige Seepferdchen in einem Strickgeflecht oder die beachtlichen Tarpune. Die zwei Meter langen, schlanken Fische schießen in ganzer Länge aus dem Wasser, wenn man ihnen einen Fisch hinhält – und das Füttern ist gewollt. Hier hat sich ein Ehepaar um die um Caye Caulker selten gewordenen Tiere gekümmert, von denen es jetzt wieder einige Hundert gibt. Das einzige Meerestier, das sich uns an diesem Tag nicht zeigt, ist die gigantische Manatee-Seekuh. Das können wir aber verschmerzen, bei so viel Glück an den anderen Stellen. Zurück im Hotelzimmer laden wir gleich die Bilder und Filme auf den Rechner und schwelgen noch den ganzen Abend von all dem, was wir durch Taucherbrillen gesehenen haben. Dabei weht der warme Wind herein und lässt nichts anderes zu als Südseefeeling.

5 Kommentare

  1. Draußen vom windig-nassen Rückweg aus der Kita komme ich daher,
    eure tollen Bilder wärmen mich gleich sehr.
    Na ja, der Reim ist nicht ganz gelungen, aber eure Bilder dafür wirklich umso mehr. Da bin ich in Gedanken gleich mit euch abgetaucht. Ach, wenn ich mal groß bin…
    Ich freue mich schon auf euren nächsten Bericht!

    Liebe Grüße auch von den anderen Lahedos

  2. Der Urlaub klingt bis jetzt sowas von entspannt… Was ist los? Auf jeden Fall scheint Belize doch auch eine Reise wert zu sein.

  3. Hola Amigos,
    ganz wunderbar und fantastisch – danke für die traumhaften Fotos von Belize. Ich hatte das Glück, vor 19 Jahren genau dort auf Caye Calker gewesen zu sein und offenbar war es da noch ganz anders. Keine Touristenfänger, keine überladenen Shops, kaum Hotels, eher nur wenige kleine Surfershops und wenige Backpacker-Hostels und man selber wurde kaum beachtet. Karibisches Flair und traumhafte Naturerlebnisse habt Ihr allemal und es hat einen unfassbaren Zauber. Danke für Euren Reiseblog, ich verfolge alles mit Freude und Neugier. hasta la proxima y saludos de Dresde – Sabine (Eure Banknachbarin aus der Volkshochschule).

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