Solch ein Raubtier zu Gesicht zu kriegen, von denen es an vielen Stellen welche geben soll, kann wahrlich zu Geduldsprobe werden.

Sogar im Wappen des Nationalparkes ist ein Krokodil zu sehen. Der Sumidero Canyon in Mexiko, fast am Anfang unserer Reise, sollte der erste Ort sein, wo wir den Panzerechsen begegnen. Aber daraus wurde nichts. Wir waren dort zwar gut zwei Stunden mit einem Motorboot unterwegs und haben viel gesehen, aber ein Krokodil war nicht dabei. Den Fahrer, der uns vom Hotel abgeholt hatte, hat das sehr verwundert. Offenbar zeigen sich die Tiere sonst immer den Touristen. Haben wir heute halt Pech gehabt, aber es gibt ja noch viel mehr Orte, wo sie wild leben.

Ein besonders schöner Reiher am New River.

Der nächste, wo von einem 3.5 Meter langen Exemplar die Rede ist, ist Orange Walk Town im nördlichen Belize. Ricky, der herzensgute Betreiber unseres Hostels, beschreibt uns ganz genau, wo wir es morgens gegen 8 und nachmittags um 5 ganz sicher sehen werden. Gleich am ersten Tag haben wir uns auf den Weg quer durch die Stadt zum Fluss New River gemacht. Die Stelle haben wir auch ganz schnell gefunden … aber kein Krokodil. Die vielen verschiedenen Reiher, große Eisvögel (Kingfisher) und eine Familie der schillernden „Jesus Christ Birds“ haben dafür fürs erste entschädigt. Der Jesus-Vogel wird hier so genannt, weil er übers Wasser laufen kann … allerdings nur, wenn darin Seerosenblätter schwimmen. Ins romantische Deutsch übersetzt heißt er schlicht Gelbstirn-Blatthünchen. Okay.

Der Jesus-Christ-Bird-Mann beschützt seinen Nachwuchs.

Am nächsten Morgen ist keine Zeit, nach dem Krokodil zu suchen. Es steht eine weitere Maya-Ruinenstadt auf dem Plan, aber mit alternativer Anfahrt: 50 Kilometer über den New River. Und dabei, versichert Ricky, werden wir garantiert Krokodile sehen. Der Bootsführer Hugo und der Tourguide Wilfredo geben sich große Mühe, uns welche zu zeigen. Die Ausbeute ist ein im Schilf verstecktes Babykrokodil, vielleicht 20 Zentimeter lang. Die Mutter lauert ganz sicher irgendwo ganz in der Nähe – aber gut versteckt. Bleibt ja noch die Rückfahrt. Auf der gibt Hugo allerdings dermaßen Gas, dass wir rein gar nichts echsenähnliches zu Gesicht bekommen. Gegen 5 stehen wir dann wieder erwartungsvoll an der gleichen Stelle wie am Vortag am Fluss. Und tatsächlich sehen wir das Krokodil … auf dem Kameradisplay eines anderen Touristen, der es zehn Minuten zuvor geknipst hat. Jetzt ist es abgetaucht. Im Sonnenuntergangslicht sehen wir dem Jesus-Vogel-Papa zu, der hier – anders als bei den meisten Vögeln – die Brutpflege übernehmen muss.

Wo ist denn nun das Krokodil?

Um es kurz zu machen: Auch am folgenden Morgen und am Nachmittag lassen sich viele bunte und schöne Vögel sehen, aber kein Tier, dass einem Krokodil ähnelt. Langsam fühlen wir uns an der Stelle am Fluss schon heimisch. Nur mit der Belohnung für all die Wege und Geduld gibt es guten Grund zu hadern.

Dann kommt der Tag der Abfahrt nach Belize City. Da der Bus aber erst um 10 Uhr losfährt, bleibt noch Zeit für den gewohnten Gang durch Orange Walk zum träge durch Mangroven fließenden Fluss. An der Stelle, wo sich das Krokodil regelmäßig zeigen soll, ist die Wasseroberfläche auch jetzt unberührt. Vielleicht bin ich zu früh? Jeanette ist gar nicht erst mitgekommen. Sie hat’s wohl richtig gemacht.

Plötzlich taucht was aus dem Wasser auf.

Ich setze mich noch auf ein Stück Wiese, um den Reihern beim Fischen zuzusehen. Da bewegt sich plötzlich was im Fluss. Im dunkelgrauen Wasser sind gerade so zwei Augen und zwei Nasenlöcher zu erkennen, die sich kaum über die Oberfläche erheben. Warum taucht es ein Stück weg von der üblichen Stelle direkt vor mir auf? Will es wissen, warum ich schon wieder hier hocke? Sei es drum, ich kann gerade so vier Bilder schießen, bevor das Krokodil lautlos wieder untertaucht. Aber 3,5 Meter lang soll es sein? Dafür war der Kopf etwas winzig. Ob es sich nochmal zeigt? Nach einer Stunde muss ich los, wir wollen ja weiter reisen. Da sehe ich es nochmal kurz in der Ferne, sogar mit Schwanz. Vielleicht zwei Meter ist das Tier, aber ich hab es immerhin gesehen! Jetzt können wir beruhigt den Bus zur Karibikküste nehmen. Vielleicht sehen wir dort ja noch ein Krokodil?

Und tatsächlich liegt auf der Karibikinsel Caye Caulker ein Krokodil einfach so im Sand.

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.