Auf der Halbinsel Osa im Süden Costa Ricas mieten wir uns über Ostern in einer abgelegenen Lodge fast im Regenwald und dicht am Meer ein – aber der herrliche Ort hat seine Tücken.

Jeanette am schlangensicheren Zelt-Haus mit Hängematte unterm Mangobaum.

Ein üppiger Mangobaum spendet der Hängematte Schatten. Die ist gleich neben einer Bambus-Konstruktion aufgespannt, auf der unsere Unterkunft steht: ein großes und hohes Zelt mit Doppelbett. Im riesigen Gelände der Finca Exotica Eco Lodge sind noch einige solcher Zelte und größerer Hütten zwischen Bäumen voller Orangen Kokosnüsse, herrlich duftender Blüten, Bananen, Stern- oder Jack-Früchten versteckt. Dazwischen blühen Pflanzen in üppigsten Formen und Farben, die Handtellergroße Schmetterlinge oder winzige Kolibris anlocken. Nicht selten hebt ein lautes Rascheln in den Baumkronen an: Affen springen durch die Äste. Wenn wir auf den Kieswegen gehen, stoben massenhaft Eidechsen oder kleine grüne Iguanas davon. In einem anderen Mangobaum ein Stück weg lärmt es unglaublich: Ein dutzend großer, knallrot-gelb-blau leuchtender Aras machen sich laut zeternd über die Früchte her.

Dunkler, aber menschenleerer Strand.

Wer mit geschlossenen Augen in der Hängematte liegt, hört ein lautes Rauschen und ab und an eine Art Knall. Beides kommt von den riesigen Wellen, die keine 50 Meter entfernt unter Palmen auf den leuchtend weißen Sandst… äh, nein, da haut das Paradiesbild nicht ganz hin: der Strand ist grau-schwarz von Vulkangestein. Aber die Palmen stehen da. Baden kann man, zumindest bei Ebbe, sonst ist die Strömung von den meterhohen Wellen viel zu heftig. Ich verzichte freiwillig auf das lauwarme, salzige Nass. Jeanette dagegen geht tapfer rein und wird von einer Welle glatt umgeworfen. Zur Abkühlung bevorzuge ich die Dusche. Die ist ein paar Meter weg in einem eineinhalb Meter hohen Bretterverschlag versteckt: ein Schlauchende lugt aus einem Holzrohr. Allerdings muss man einen großen Schritt machen, um über die Straße der Blattschneideameisen zu dem Stein zu kommen, der unterm Kaltwasserschlauch liegt. Die Straße ist auch frequentiert, wenn es wie jeden Abend kurz nach sechs regnet. Bei tagsüber schwülen 36 Grad lässt sich die Openair-Dusche auch im prasselnden Gewitterguss nicht vermeiden, was aber Wasser sparen hilft.

Spartanisch eingerichtetes Zelt im Paradies.

Überhaupt ist unsere Behausung im Paradies mit Matratze und ein wenig Platz rechts und links etwas spartanisch eingerichtet (für den nicht gerade niedrigen Preis). Dagegen ist die Konstruktion bis ins Detail durchdacht und sicher vor Schlangen und Skorpionen aufgebaut. Elektirisches Licht gibt es weder im Zelt, noch in der Toilette oder in der Dusche. Hier kommen unsere Stirnlampen zur vollen Entfaltung. Weit weg sind auch die nächsten Steckdosen für Kamera-Akkus, Handy und Laptop. Letztere beiden sind hier fürs Internet auch nur sporadisch zu gebrauchen. Das WLAN, das es in einem einzigen Haus gibt, ist so gut versteckt, dass ich Hilfe brauche, um es an den Geräten einzurichten – und immer wieder ist es für Stunden ganz weg. Aber wer braucht im gefühlten Garten Eden schon die Datenverbindung zur restlichen Welt … außer für den Blogbeitrag 🙂 ?

Der Colectivo-Bus auf dem beschwerlichen Weg zur Finca in Carate.

Der Weg hierher ist beschwerlich – wäre ja auch zu einfach, wenn man gar so schnell ins Fast-Paradies kommt. Fast neun Stunden braucht der Bus vom mühsam zu findenden Terminal in der Hauptstadt San José für die 315 Kilometer bis Puerto Jiménez, dass bereits auf der Halbinsel Osa liegt. Wenn der Bus ankommt, ist natürlich das letzte der täglich zwei fahrenden Colectivos nach Carate weg, wie die Gegend hier um die Finca heißt. Wir bleiben eine Nacht im Ort, Am nächsten Tag rüttelt der kleine Colectivo-Bus gut zweieinhalb Stunden lang über eine sehr holprige Schotterpiste und durch einige Flussläufe, um die restlichen 42 Kilometer zu schaffen. Dafür ist die Finca Exotica, die ihren Namen von den selbst hier exotischen Bäumen aus Asien und Südeuropa hat, ein ganz besonderer Ort.

Frühstück im offenen Speiseraum der Lodge.

Die Leute, die die Anlage betreiben und die, die hier arbeiten, sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Man merkt ihnen den Stolz auf das deutlich an, was sie hier aufgebaut haben. Den sieht man auch der Gärtnerin an, die nahe am Zelt Kokosnüsse erntet und uns für die köstliche Milch darin mit breitem Lächeln gleich eine aufschlägt, als sie uns sieht. Das Essen mit vielen Zutaten aus dem üppigen Garten ist einfach köstlich und entsprechend bepreist – das Paradies ist ja nun mal nicht umsonst. Wir gönnen uns neben dem inbegriffenen Frühstück jeden zweiten Tag das Abendessen, um unser Budget nicht zu sprengen. Da wir uns trotz der stolzen Preise hier eingemietet haben, waren wir in Jiménez einkaufen, was noch in die Rucksäcke gepasst hat. So ist das ja beim Zelten üblich – und bis Carate gibt’s keinen einzigen Laden. Genaus das haben wir gewollt, um dem hierzulande üblichen Ostertrubel mit überfüllten Prozessionen und heftigem Reiseverkehr zu entgehen.

Klammeraffe beim Verdauungsschläfchen.

Gaby, die junge einheimische Chefin, organisiert für uns auch den Tagestrip in den nahen Nationalpark Corcovado, der als das Juwel unter den etlichen Parks in Costa Rica gilt. Rein darf man allerdings nur mit zertifiziertem Führer, den Gabys Schwester ranholt. Der Mann heißt Gerry und zeigt uns auf der Neun-Stunden-Tour wirklich viele Tiere (gut für die Foto-Ausbeute und die paradiesisch große Fotogalerie) und erklärt uns sehr viel zum Wald. Allerdings lassen wir fünf Wanderer in der kleinen Gruppe auf dem Rückweg die Köpfe deutlich hängen. Es ist so heiß und schwül zwischen den riesigen Bäumen, dass bereits nach einer Stunde kein Stück Stoff am Leib mehr trocken ist. Nach 18 Kilometern in diesem Paradies-Klima sind unsere Kräfte dann einfach am Ende.

Der abendliche Regen hält den Feuchtigkeitspegel hoch.

Bevor wir in den Hängematten am Strand wieder genug Energie aufgebaut haben, startet wie an den Vortagen pünktlich um 18:15 Uhr das abendliche Gewitter … und unsere fein säuberlich aufgehängten Sachen sind genauso pitschnass wie die, die wir durch den Guss rennend anhaben. Zum Glück strahlt am nächsten Morgen wieder eine kräftige Sonne vom wolkenlosen Himmel. In die Hängematte neben dem Zelt können wir uns aber nicht legen, weil sie zur Wäsche-Trocken-Station mutiert ist. Alle Sachen, die im gut durchlüfteten Zelt liegen, sind morgens ganz klamm. Nicht nur für Klamotten, sondern auch für elektronische Geräte ist die Gegend hier alles andere als ein Paradies, hat uns Gerry erzählt. Er hat es aufgegeben, Kameras mit auf die Touren zu nehmen: nach zwei bis drei Monaten in der schwülen Hitze geben sie alle den Geist auf. Auch das hiesige Paradies hat halt seine kleinen Haken. Wir genießen die Tage in der üppigen Natur und auf dem Anwesen dennoch in vollen Zügen. Allerdings freue ich mich jetzt schon auf die kühlen Berge gleich hinter der Grenze in Panama, die unser nächstes Ziel sind.

2 Kommentare

  1. Hej, beeindruckende Vogelvielfalt. Scheint ja exklusive Küche zu sein – wie schmecken denn die Papageien und Ameisenbären?
    Reisberg heißt auf Spanisch also Kollectivo?
    LG aus Italia

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