Was haben wir uns da nur vorgenommen? Die große Reise rückt näher und wir schwanken zwischen Respekt und Vorfreude, zwischen Zweifel und Abenteuerlust. Damit unterwegs alles möglichst glatt läuft, wir zumindest einen Plan haben, wie es von wo aus weitergehen könnte zwischen Mexiko Stadt und Quito, rennen wir manches Mal wie aufgescheucht durch Dresden. Da gibt es Tage, an denen wir uns eher wie völlig überraschend wild gespielte Pingpongbälle fühlen, statt souveräner Herr der Situation zu sein.

Beispiele gefällig? Jeanette hat unter vielem anderen auch die Reiseapotheke im Blick. Irgendwie fehlte da ein Breitbandantibiotikum, das man nur auf Rezept kriegt. Also nix wie hin zur Hausärztin, die es angeboten hat, uns zu unterstützen. Die Schwestern in der Anmeldung haben eifrig genickt, bei der Wunschverkündung (so kurz vor Weihnachten). Aber … die Ärztin wollte den Schein nur unterschreiben, wenn sich Jeanette livehaftig bei ihr sehen lässt … aber erst in zwei Stunden. Jetzt gerät der fein getimte Plan schon ins Wanken. Okay, dann eben anders vorgehen und erst mal zum Outdoorausrüster: Das Mückenschutzmittel war entweder alle oder hat sich irgendwo in der Wohnung versteckt. Aber das dauert keine zwei Stunden. In der Stadtteilbibliothek die Reisehandbücher verlängern? Keine Chance, weil Donnerstags gar nicht auf ist. Nebenan in der Apotheke holt sie derweil die Kohletabletten, die gegen Durchfall helfen sollen. Die anderen Termine lassen sich auch nicht verschieben und fangen an zu drängeln.

Das sollten aber können wir nicht alles mitnehmen,

Als wohl letzte Patientin vor dem Weihnachtsurlaub war Jeanette etwas später im Behandlungszimmer als geplant. Und die Ärztin war in Redelaune und gab zum Besten, mit wie vielen Kilo Medikamenten sie auf Reisen zu gehen pflegt, um für alles gerüstet zu sein. Damit war es kein Problem, unser gewünschtes Medikament zu bekommen. Dann der Fehler, von den frisch geholten Kohletabletten anzufangen. Frau Doktor schüttelt weise den Kopf („Die helfen doch nicht bei richtigem Durchfall.“) und verschreibt noch ein richtiges Mittel. Also lohnte sich der zweite Gang zur Apotheke dann noch richtig. Aber vorher geht es schnellen Schrittes zu den anderen Terminen wie der Krankengymnastik, damit die Knie die sechs Monate in Zentralamerika durchhalten oder der Anruf bei der Bildungsagentur wegen der Frage, wie und wo es mit dem Lehrerjob ab August 2019 weiter gehen könnte.

Ähnlich medizinisch kompliziert war es ein paar Tage zuvor bei Jens. Wegen dem für sechs Monate ausgesetzten Arbeitsvertrag stand auch die Abmeldung von der gesetzlichen Krankenkasse an. Das ist ja kein Akt und ging dann auch erstaunlich glatt über die Bühne: das lange schon ausgedruckte Flugticket und die rechtzeitig erworbene Auslandskrankenkassenpolice vorzeigen und gut. Dann kam aber das Schreiben der Kasse, dass er am 31.12.2018 abgemeldet ist, die Mitgliedschaft quasi erlischt. Erst nach der Rückkehr Ende Juni soll sie dann wiederbelebt werden. Okay, auch gut. Bis zum Abflug am 3.1. wird schon nichts passieren … aber … da war doch noch was? Ja, richtig, ein Termin bei der Hausärztin am 2.1.2019. Da hat uns das Gefühl, ausreichend versichert zu sein, einen Streich gespielt: Dresden ist ja nicht Ausland. Wozu soll der Termin im Januar überhaupt gut sein? Wegen eines medizinischen Programms muss sich Jens mindestens einmal im Halbjahr bei ihr sehen lassen. Geht das jetzt Anfang 2019 überhaupt?

Die noch unsortierte Reiseapotheke.

Der Kassenmann sagt nein! Wie, nein? Es gibt keine Lösung. Ich kann den Termin bei der Ärztin zwar selbst bezahlen, aber der gilt dann nicht für das Programm der Kasse, weil ich ja nicht mehr dabei bin. Und nun? Vielleicht hat ja die Ärztin eine Idee? Im Empfangszimmer gucken die beiden Schwestern erstaunt … weil es aus ihrer Sicht gar kein Problem ist. Sie verschieben den Termin vom 2.1. auf den 2.7.2019 Okay. Aber dann hab ich ja keinen Stempel von der Ärztin im ersten Halbjahr und fliege aus dem Programm. „Na und?“, sagt die eine. „Dann melden wir Sie an dem Tag einfach ganz neu im Programm an.“ Mit dieser frohen Botschaft im Eilschritt zurück zum Krankenkassenbüro um zu verkünden, dass alles beim Alten bleibt. Dass der neue Termin ins zweite Halbjahr 2019 fällt, bleibt lieber unausgesprochen. Jens muss los und ins Büro eilen. Die paar Wege haben zwar das Problem beseitigt, aber auch viel Kraft und Puste gekostet.

Aber alles hat gut geklappt und wir können uns wieder der eigentlichen Vorbereitung widmen: Aus Reiseführern herrliche Routen zusammenstellen … und die Hälfte wieder streichen, weil wir sonst für jedes der sieben Länder auf unserer Route mindestens zwei Monate gebraucht hätten. Wir sind jedenfalls sehr gespannt, wohin uns die Reise am Ende wirklich führt. Es gibt ja nur wenig wirklich zwingende Eckpunkte: die vier Wochen Sprachschule in Puerto Escondido, die ausnahmsweise mit Guide gekaufte 6-Tage-Tour auf die Galapagos-Inseln Mitte Juni und der Rückflug von Quito, der am 26. Juni startet. Lasst euch mit uns überraschen, wohin uns die Wege führen und was wir am Ende trotz der Pläne wirklich sehen und erleben. Pläne sind ja manchmal auch zum Verwerfen gut.

Auch wenn man das eine oder andere Detail wie einen Arzttermin im falschen Halbjahr im Großen und Ganzen mal übersehen kann (und sich kurz mal wie der Ball über die Pingpongplatte wirbeln lässt), schmälert das doch die gespannte und riesengroße Vorfreude auf die lange Reise kein bisschen.

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