In den Tropen ist es gar nicht so einfach, exotische Vögel vor die Kamera zu bekommen, aber rein zufällig oder bei dem besonders Gesuchten klappt es mit erfahrenem Führer dann doch.

Im Wolkenwald hat es kräftig geregnet

Der Regen spült uns quasi aus dem Wolkenwald. Gerade als es ganz unerwartet und heftig anfängt zu gießen, können wir uns in ein Café nahe des Parkeingangs retten. Und dort, im Garten davor passiert, was wir kurz zuvor im Urwald vergeblich gehofft haben: Wir sehen ganz viele Vögel. Im Reservat Cloudbridge haben wir sie bei unserer immerhin gut sechs Stunden dauernden Wanderung zwar immerzu gehört, aber zwischen und hinter den Massen von Blättern an Büschen und uralten Riesenbäumen kaum mal zu Gesicht gekriegt. Auch in anderen Parks mit Regen- oder Wolkenwäldern haben sich die Vögel sehr gut zu verbergen gewusst. Mich hat das, mit der Kamera immer im Anschlag, schon ein Stück frustriert. Aufgeheitert hat uns in Cloudbridge ein Schmetterling, dem der Schweiß an meinem Kopf offenbar mundet. So habe ich zwar keinen Vogel, aber immerhin ein Tier auf der Stirn.

Vogel-„Jagd“ im Café-Garten

Nun sitzen wir bei einem richtig schön starken Kaffee und einem echt leckeren Möhrenkuchen unter einem Dach, auf den der Regen prasselt, und sehen die Tiere. Die jungen Betreiber des Cafés haben an einigen Stellen Früchte ausgelegt, die die verschiedensten Vögel anlocken. Und die sehen fast alle sehr exotisch aus – sind bunt oder haben extrem lange Schwanzfedern wie der Motmot. Nur mit den flinken, selbst im Regen schillernden Kolibris bleibt es schwierig … ehrlich gesagt unmöglich, sie zu fotografieren. Da sind die eineinhalb Stunden bei Kaffee und Kuchen für die Fotoausbeute um so hilfreicher … und für mich beruhigend … zumal ich für Tieraufnahmen gar nicht die Ausrüstung habe. Jetzt habe ich doch meinen Vogel – und gleich mehrfach.

Miguel (M) zeigt uns die Quetzals

Und es wird noch besser. Ein paar Tage später beziehen wir eine etwas abgelegene Lodge nicht weit vom Nationalpark Los Quetzales, dem jüngsten in Costa Rica. Der trägt dem Wunsch sehr vieler Besucher Rechnung, die unbedingt den sagenumwobenen Quetzal zu Gesicht (und vor die Linse) kriegen wollen. Aber in den Park gehen wir gar nicht. Die Lodge bietet nämlich eigene Quetzal-Touren an. Zu sehr früher Stunde, um 6, holt uns Miguel ab, ein junger Mann aus der Gegend. Seine Eltern haben im Nachbartal eine riesige Finca. Da er als einer der jüngeren von sechs Brüdern keine Chance hat, die Farm zu erben, hat er sich den Touristen zugewandt und holt die ran, die unbedingt den Quetzal sehen wollen. Ausgerüstet mit einem großen Fernglas nebst Stativ und sehr viel Wissen über die Gegend und die Tiere dort, versucht er, die Erwartungen zu erfüllen.

Grünes Gefieder und rote Brust: ein Quetzal

Der Vogel mit dem grünen und scharlachroten Gefieder und den bis zu 80 Zentimeter langen Federn überm Schwanz lebt in den 2000 bis 3000 Metern hoch gelegenen Wolkenwäldern, die es noch zwischen Südmexiko und Panama gibt (im Gegensatz zum Regenwald kommt die Feuchtigkeit dort normalerweise aus kondensierenden Wolken). So hoch müssen wir an diesem sonnigen Morgen aber nicht klettern, denn in der Brutzeit kommen die Quetzals auch in tiefere Gefilde. Dort machen sie sich vor allem über ihre Lieblingsspeise her, stachelbeergroße wilde Avocados. Die wachsen sehr viel im Quetzal-Nationalpark, deshalb geht man normalerweise dort hin. Daneben gilt San Gerardo de Dota in den Bergen der Cerro de la Muerte als eine Art Geheimtipp … und genau da sind wir eher zufällig hingeraten, weil die Unterkünfte und die Küche der Lodge so sehr gelobt werden.

Quetzalfedern schmücken schon die Maya-Könige

Aber was reizt uns am Quetzal so sehr, dass wir um 5.15 Uhr aufstehen, kurz nach 6 über eine Kuhweide zum Waldrand hoch stapfen und dafür auch noch Geld bezahlen? Seit Mexiko-Stadt sind wir dem Tier immer wieder begegnet, ohne es wirklich zu sehen. Im Nationalmuseum für Anthropologie, in dem es um die Vorgeschichte Mexikos geht, haben wir die „Krone“ eines vor hunderten Jahren gestorbenen Herrschers bewundert, die aus Dutzenden der langen, grünen Überschwanzfedern des Quetzals gefertigt ist. Für die Tolteken und danach auch den Azteken galt der Quetzal als Gottheit – die langen Federn wurden ihm zwar rausgerissen, aber auf das Töten des Vogels stand die Todesstrafe. Auch bei den Quitché, Maya-Nachfahren in Zentralamerika, hat der Quetzal eine sagenhafte Bedeutung und ist das Symbol für die gegen die spanischen Eroberer 1524 verlorene Freiheit. Ein Vogel hat demnach im Blut des von Konquistadoren ermordeten letzten Häuptlings Tecun Uman gebadet und trägt seither die blutrote Brust.

(Wenn kein Vogel fliegt, lohnt auch mal ein Blick nach unten)

Der Quetzal fliegt auf den Quetzales-Scheinen

Später auf unserer Reise, in Guatemala, sehen wir den Vogel sehr häufig wieder, auf jedem Geldschein und -stück, die Währung dort heißt auch gleich mal Quetzales. Der Quetzal ist zudem das Wappentier des Landes, aber dort ist er kaum noch zu sehen. Sein Lebensraum weicht immer mehr Rinderweiden oder Palmen-Plantagen, aus denen Öl gewonnen wird. Dort hat man uns gesagt, dass die Chancen in Costa Rica viel größer sind, dem Quetzal zu begegnen. Jetzt bietet uns der stille Miguel eine solche.

Den Quetzal im Visier

Wir sind noch gar nicht weit in eine nicht mehr bewirtschaftete Passionsfrucht-Plantage am Hang gelaufen, da winkt uns der junge Mann heran und deutet auf den Boden. Unter einem Baum hockt doch tatsächlich ein waschechter Quetzal. Uns stockt noch weitere Male der Atem bei solch einem Anblick: Der junge Mann kennt die Gegend und die Rufe der Vögel so gut, dass wir an diesem Morgen noch sechs oder sieben weitere Quetzals sehen. Es ist einfach ein wahnsinnig schöner Anblick, wenn diese leuchtend grünen Tiere mit der knallroten Brust auf einem Ast sitzen oder kreischend über einen hinweg fliegen. Sehr zufrieden und mit einem Grinsen im Gesicht machen wir uns auf in die Lodge, wo schon das köstliche Frühstück wartet – was für ein Tag.

3 Kommentare

  1. Hola, welche Paradies Vögel. Ihr seht aber auch gut aus, relaxt und immer ein Lächeln im Gesicht. Weiter so, wir üben das hier auch. …besitos

  2. Es sieht wirklich wie im Paradies aus…obwohl die Vögel etwas wie ausgestopft aussehen…habt Ihr da getrickst? Weitere wundervolle Erlebnisse und Grüße

  3. Hallo ihr Beiden, habt ihr wieder wunderschöne Fotos reingestellt und eine beeindruckende Zeit miteinander verbracht. Es ist schön euch zu sehen und wenn ihr mal wieder in der normalen Welt gelandet seid und Zeit habt ,meldet euch doch mal, vielleicht schaffen wir es mit einem Treffen ! lieben Gruß aus Rosenheim Heike und Steffen

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